Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Journalismus lebt von Neuigkeiten. Diese sind bei geschichtlichen Themen naturgemäß rar und beschränken sich oft auf Detailerkenntnisse zu einer historischen Person oder einem bekannten Geschehen. Ab und zu erfahren wir aber doch von gänzlich Neuem – das sind dann Sternstunden für Forscher, Geschichtsjournalisten und interessierte Leser zugleich.

Solch eine Sternstunde können wir in diesem Heft präsentieren, wenn sich die aktuellen Befunde erhärten. Denen zufolge entstand vor 4000 Jahren – also lange vor den Kelten, Germanen und Römern – mitten im heutigen Deutschland ein mächtiges Königreich. Dieses
vergessene Reich hat der Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, Professor Harald Meller, nun gemeinsam mit dem Historiker und Journalisten Kai Michel vorgestellt: in dem Buch »Die Himmelsscheibe von Nebra«, das diesen September erschien und zu den Wissenschaftssensationen des Jahres zählt. Wir freuen uns, dass wir Mitautor Kai Michel dafür gewinnen konnten, in G/GESCHICHTE die verschollene Zivilisation zu beschreiben.

Das neue Bild der alten Welt bringen uns in dem Heft zwei namhafte Illustratoren nahe: Karol Schauer vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zeichnete auf Grundlage der Funde die martialischen Angehörigen der Vorläuferkulturen und einen Fürsten des Reichs, zudem eine frühe Kultstätte, einen voll gerüsteten Bronzezeitkrieger und die erste bekannte Schlacht im Herzen Europas. Samson Goetze wiederum veranschaulicht anhand von Forschungen im polnischen Bruszczewo, wie das friedliche Leben in einer Bronzezeit-Metropole ausgesehen haben mag.

Ihr

Christian Pantle
Chefredakteur