Liebe Leserin, lieber Leser,
„Wir hatten alle Angst, dass der Krieg vorbei wäre, bevor wir kämpfen könnten“, so die Befürchtung von Sam Watkins, der sich freiwillig zur Infanterie von Tennessee meldete. Er wollte für die Freiheit seines Heimatstaates kämpfen, der am 6. Mai 1861 seine Unabhängigkeit von der Union erklärt hatte. Auch auf der Gegenseite herrschte Euphorie. Die Idealisten unter den Unionssoldaten hatten die blaue Uniform angelegt, um für die Befreiung der Sklaven zu kämpfen, und nicht, um für Präsident Lincoln den Fortbestand der Union zu sichern.
„Ich denke, dies wird ein langer Krieg — ein sehr langer Krieg.“ General William Tecumseh Shermans düstere Prophezeiung sollte sich bewahrheiten. Auch wenn die industrielle Überlegenheit des Nordens erdrückend war, erwies sich der Süden als unerwartet zäher Gegner, der seinen Mangel an Ausrüstung oft mit strategischer Überlegenheit wettmachte. Auf die Verluste waren weder die Konföderation noch die Union vorbereitet. Als am 9. April 1865 der Süden in Appomattox kapitulierte, hatten 620 000 Soldaten auf beiden Seiten ihr Leben verloren.
„Vom Winde verweht“ prägt bis heute das Bild vom Untergang des Alten Südens. Ein Hochglanzfilm in Technicolor, bei dem die schwarzen Sklaven nur eine Nebenrolle spielen. 1860 lebten fast vier Millionen Sklaven in den USA. Sie waren Besitz ohne Rechte. Vielleicht war Lincolns Sklavenbefreiung primär ein politischer Schachzug, wie ihm manche Historiker unterstellen. Faktum bleibt, dass der Sieg der Union die Ketten dieser Menschen sprengte.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur