Die Tribute von Mesopotamien
„Die abgeschlagenen Köpfe hängte ich rings um die Stadt in die Bäume“, liest man in einem Kriegsbericht König Assurnasirpals über die Eroberung von Tēla im 9. Jahrhundert v. Chr. Anderen Gefangenen lässt der assyrische Herrscher Hände, Nasen oder Ohren abschneiden. Das Heer der Assyrer war eine Kriegsmaschine von bislang unbekannter Effizienz. Neben Infanterie, Kavallerie und Streitwagen gab es Spezialeinheiten: Pioniere, Belagerungsexperten sowie die gefürchtete Saglute, eine Art Fremdenlegion.
Die kriegerischen Assyrer schmiedeten das erste Großreich des Orients — selbst Ägypten musste sich zeitweise den Herrschern von Assur beugen. Stadtstaaten oder Fürstentümer, die sich freiwillig dem Imperium unterordneten, wurde eine gewisse Souveränität zugebilligt – vorausgesetzt, sie leisteten den Treueeid und entrichteten regelmäßig ihren Tribut: Edelmetalle und Elfenbein, aber auch Sklaven, Rinder, Schafe sowie andere Nutztiere. Die märchenhafte Pracht der Paläste von Nimrud und Ninive war mit fremdem Gold erkauft.
Der Untergang kam durch Babylon. Bereits dreimal hatte sich die Metropole gegen die Fremdherrschaft aufgelehnt, dreimal hatte sie das brutale Strafgericht der Assyrer ereilt.
Doch als 616 v. Chr. der babylonische Herrscher Nabopolassar erneut rebellierte, erwies sich die so gefürchtete assyrische Bestie als zahnlos. Der Babylonier zog von Sieg zu Sieg: Assur, Nimrud und Ninive wurden zu Ruinen – „öde und dürr wie eine Wüste“, so die Bibel.
Ihr, Euer
Klaus Hillingmeier
Chefredakteur