Liebe Leserin, lieber Leser
Inkompetenz, Korruption und Verfall — noch vor wenigen Jahren galt Pompeji geradezu als Sinnbild dafür. Viele Gebäude befanden sich in so katastrophalem Zustand, dass sie nicht mehr betreten werden durften. Weltberühmte Darstellungen wie der schwarze Wachhund mit der Warnung „Cave canem“ („Vorsicht vor dem Hund!“) verblassten zusehends. Das änderte sich ab 2013, als umfassende Restaurierungsarbeiten starteten. Für dieses sogenannte Große Projekt Pompeji stellten EU-Kommission und italienische Regierung 105 Millionen Euro bereit – viel Geld, das diesmal gut angelegt wurde, trotz der Machenschaften der lokalen Mafia, von denen immer wieder zu hören ist.
Die ruinierte Ruinenstadt hat seitdem zu neuem Glanz gefunden. Im Zuge des Projekts wurden unter anderem 32 Gebäude instand gesetzt und 17 777 Quadratmeter bemalte Oberflächen restauriert. Auch der schwarze Wachhund auf dem Bodenmosaik an der Türpforte fletscht wieder seine Zähne. Als Besucher kann man nun durch fast alle Straßen flanieren und wie durch eine Zeitmaschine ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich das Leben vor 2000 Jahren dort abgespielt haben mag.
Auch die Wissenschaft profitiert von dem Großen Projekt Pompeji, das bis Ende 2018 lief. Acht neue Grabungsflächen haben die Archäologen seit dem Projektbeginn eröffnet und eine Fülle an neuen Detailerkenntnissen erworben. Es ist daher kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren gleich mehrere spannende Bücher und Publikationen über Pompeji herauskamen. Wohl nirgendwo sonst ist die Antike lebendiger als dort.
Ihr
Christian Pantle
Chefredakteur