Liebe Leserin, lieber Leser,
wir befinden uns im Jahr 1500 n. Chr. Ganz Zentralmexiko ist von den Azteken unterjocht … Ganz Zentralmexiko? Nein! Eine von unbeugsamen Tlaxcalteken bevölkerte Gebirgsregion hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die aztekischen Krieger, die als Angreifer dort in ihren Lagern liegen …Auch so könnte, frei nach Asterix, eine Geschichte über das neuzeitliche Mexiko beginnen. Das Reich der Tlaxcalteken war komplett umschlossen vom aztekischen Imperium (siehe Karte Seite 26), trotzdem gelang es diesem zähen indianischen Volk, alle Eroberungsversuche der übermächtigen Azteken abzuwehren.
Als Hernán Cortés 1519 mit seinem Heer durch das Reich der Tlaxcalteken ziehen wollte, leisteten diese zunächst Widerstand. Doch bald setzten sich im tlaxcaltekischen Regierungsrat diejenigen durch, die in den Fremdlingen eine Chance erkannten: Sie verbündeten sich mit den Spaniern und brachten zusammen mit diesen 1521 das aztekische Imperium zu Fall. Die Tlaxcalteken sahen sich damit selbst als ruhmreiche Eroberer – und genossen auch während der späteren spanischen Kolonialherrschaft zahlreiche Privilegien, darunter eine weitgehende Autonomie und das Recht, Adelstitel zu führen und Waffen zu tragen.
Es ist die Perspektive dieser fast vergessenen Sieger, die heute ein neues Licht auf die Eroberung Mexikos wirft, wie der Professor für lateinamerikanische Geschichte, Stefan Rinke, in seinem Essay ab Seite 22 überzeugend darlegt.
Ihr
Dr. Christian Pantle
Chefredakteur