Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

raffiniert geschnittene Kleider, elegante Anzüge: Die 1920er-Jahre dürften das Jahrzehnt der Moderne sein, in dem die Mode am geschmackvollsten war.
Nehmen Sie als Kontrast etwa die 1980er-Jahre, meine Jugendzeit: dicke Schulterpolster, seltsame Föhnfrisuren und quietschbunte Farbkombinationen – eine kollektive Geschmacksverirrung, an die ich mich eher peinlich berührt erinnere.

Nicht nur in der Mode, auch in der Literatur, der Kunst, dem Film haben die 20er-Jahre schöpferisch wie ästhetisch zu beeindruckenden Leistungen geführt, an die wir bis heute in Deutschland kaum mehr herankommen. Welcher gegenwärtige Schriftsteller kann es an Bedeutung mit Bertolt Brecht, Erich Kästner, Stefan Zweig und Kurt Tucholsky aufnehmen? Welcher Maler mit George Grosz, Max Beckmann und Wassily Kandinsky? Welcher Regisseur hierzulande mit Fritz Lang? Und das ist nur ein kleiner Teil der großen Namen jener Zeit.

Vielleicht war es die Kombination aus traumatischer Weltkriegserfahrung, technischen Umwälzungen und einer spürbar bedrohten Freiheit, die zu den künstlerischen Höchstleistungen antrieb. Wir stellen Ihnen in diesem Heft zehn herausragende Protagonisten vor, die beispielhaft für Strömungen in Politik, Kunst und Gesellschaft stehen, ergänzt durch kompakte Informationen. Die Auswahl ist natürlich in Teilen willkürlich, daher würden wir uns über Feedback von Ihnen freuen: Welche Personen des bewegten Jahrzehnts hätten Sie ausgesucht? Schreiben Sie uns gerne eine Mail an g@bayard-media.de.

Ihr

Dr. Christian Pantle
Chefredakteur