Liebe Leserin, lieber Leser,
„wir gaben den Engländern Liebe und Nahrung“, resümiert Ramona Peters vom Volk der Wampanoag über das erste Thanksgiving mit den Pilgervätern im Jahr 1621. Schon lange vor der Ankunft der Europäer war Erntedank bei diesem indianischen Stamm ein heiliges Fest, an dem sich die Menschen im Einklang mit der göttlichen Schöpfung fühlten. Blind durch ihren Puritanismus haben die Pilgerväter kein Auge für die tiefe Spiritualität der Wampanoag, in deren Schuld sie stehen. 40 Jahre wird der Frieden zwischen Indianern und Puritanern Bestand haben, bis der unstillbare Landhunger der weißen Siedler endgültig die Flamme der Dankbarkeit erstickt.
Die Gier der Europäer ist ansteckend. Natürlich war Nordamerika vor der Ankunft der Europäer kein Arkadien des Friedens: Doch jetzt eskalieren die Konflikte zwischen den indianischen Völkern. Es kommt zum Wettrüsten mit Feuerwaffen und Tomahawks aus Eisen, die in den europäischen Handelsposten gegen Felle und Pelze eingetauscht werden. Um die Jagdgründe entbrennt schnell ein erbitterter Verteilungskampf: die Biberkriege.
Die indianischen Stämme verkommen zu Schachfiguren im Machtspiel um die Vorherrschaft auf dem nordamerikanischen Kontinent zwischen Frankreich und Großbritannien. Im Siebenjährigen Krieg bauen beide Seiten auf indianische Verbündete. Der Sieg der Briten besiegelt den Untergang der indianischen Nationen, denn zu spät kommt die Einsicht, dass nur Einigkeit die Freiheit sichern kann. „Wie Schnee in der Sommersonne“, so Häuptling Tecumseh zu Beginn des 19. Jahrhunderts, vergehen einst mächtige und stolze Völker.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur