Liebe Leserin, lieber Leser,
als Mondlandung der Antike könnte man sie bezeichnen, schreibt der Historiker und renommierte Journalist Christoph Driessen in seinem Beitrag ab Seite 16. Hannibals Alpenüberquerung gilt als technisches und logistisches Meisterwerk, das bis heute die Fantasie anregt, wie eine Fülle an Zeichnungen belegt. (Geben Sie nur bei Google die Suchworte „Hannibal“ und „Elefanten“ ein.)
Riesenhafte Dickhäuter, die durch tiefen Schnee stapfen, sind auf vielen Bildern zu sehen. Das wirkt dramatisch, ist aber doppelt irreführend: Hannibals Kriegselefanten gehörten überwiegend einer ausgestorbenen nordafrikanischen Art an, die erheblich kleiner war als die heutigen Elefanten. Und seine Armee musste im Spätherbst zwar Kälte und schlechte Witterung erdulden, konnte aber wohl über weitgehend schneefreie Pässe ziehen. Ein Team um Klimatologen der Universität Mainz kam 2012 zu dem Schluss, dass es in der Römerzeit und im Mittelalter wärmer war als gedacht – und lange Zeit wärmer als heute. Schweizer Geologen berichteten schon davor, dass die Gletscherzungen zur Römerzeit etwa 300 Meter höher lagen als jetzt, Hannibal wohl nie eine größere Eismasse zu sehen bekam.
Es war also eine Warmphase, die Hannibals Pioniertat ermöglichte – und den Völkern um das Mittelmeer gute Ernten bescherte. Forscher sprechen vom „Klimaoptimum der Römerzeit“, das bis etwa 250 n. Chr. anhielt. Dann folgte eine Kältephase, das „Pessimum
der Völkerwanderungszeit“, in der die antike Zivilisation zusammenbrach.
Ihr
Dr. Christian Pantle
Chefredakteur