Editorial

Freiheit, Einheit & ein Volksentscheid

„Blauzahn“, „Blutaxt“ oder „Schönhaar“ – die Beinamen der frühen Könige des Nordens sind so fantasievoll wie die Überlieferung ihrer Taten. Die Skalden vermischen in ihren Sagas Dichtung und Geschichtsschreibung zu einem Amalgam. Erst Knut der Große tritt aus dem Nebel der Sage und nimmt konkrete historische Konturen an. Der Däne schmiedet ein Imperium aus England, Dänemark, Norwegen und Schweden. Er ist ein maßvoller Herrscher mit Ambitionen: Angelsachsen und Wikinger sollen im Zeichen des Kreuzes zusammenwachsen. Knuts Vision steht auf tönernen Füßen. Nach seinem Tod zerfällt sein Imperium.

Nicht jeder Norweger will sich einem König beugen. Island verspricht ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Im Land der Gletscher und Geysire etabliert sich eine Demokratie aus Großbauern. Das Christentum wird daher von den Isländern durch einen Volksentscheid angenommen, nicht auf Befehl eines Königs. Ein Novum in der Geschichte!

Eine Frau eint erneut Skandinavien. 1397 gelingt es der Regentin Margarethe, alle Länder in der Kalmarer Union zu vereinen. Das Experiment scheitert, doch die Idee einer skandinavischen Identität überlebt: In Berlin demonstrieren heute Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island Zusammengehörigkeit durch die gemeinsamen Nordischen Botschaften.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur