Liebe Leserin, lieber Leser,
gleich mehrere Zyklen von Blüte und Untergang hat die keltische Kultur durchlaufen. Die erste Hochphase begann im 7. Jahrhundert v. Chr.: Als Rom noch ein Nest war, errichteten die Kelten hierzulande schon Städte – und gaben sie alle nach 200 Jahren wieder auf. Wie es zu diesem ersten Zivilisationskollaps in Mitteleuropa kam, bleibt aller Forschung zum Trotz bis heute ein Rätsel.
Viele Kulturen haben sich von solch einem Zusammenbruch nie wieder erholt. Doch die Kelten schwangen sich im 2. Jahrhundert v. Chr. zu neuen Höhen auf, bauten hier erneut Städte, eindrucksvoller und größer als je zuvor. Doch wieder ging ihre Zivilisation bald unter: als Julius Cäsar Gallien eroberte, das damalige Kernland der Kelten.
Jenseits des Ärmelkanals, auf den Britischen Inseln, erlebte das Keltentum schließlich noch eine dritte Blüte. Auch die ging zugrunde, durch eine dramatisch gescheiterte Einwanderungspolitik: Die Britannier holten sich germanische Krieger, die Angeln und Sachsen, als Gastarbeiter ins Land – und diese verdrängten gewalttätig die keltisch-römische Kultur.
„Die Kelten sind die Verlierer der Weltgeschichte“, resümiert der Wiener Keltologe Helmut Birkhan. „Das macht sie so sympathisch.“ Während den erfolgreicheren Germanen heute ein düsteres Image anhaftet, gelten die Kelten entweder als fröhliche Gesellen à la Asterix oder als weise Vorbilder für Druiden-Fans und Esoterik-Anhänger. Vielleicht ist es ja so: Der Sieger schreibt die Geschichte, der Verlierer wird Meister der Herzen.
Ihr
Dr. Christian Pantle
Chefredakteur