Liebe Leserin, lieber Leser,
Filme können wirkmächtige Bilder erzeugen, die sich stärker und nachhaltiger im Gedächtnis verankern als jedes historische Dokument. Wenn ich etwa von den beiden berühmtesten Plantagenets höre, tauchen unwillkürlich in meinem Kopf Zeichentrickfiguren auf: Richard Löwenherz als kräftig gebauter Löwe, Johann Ohneland alias Prinz John als dünne Raubkatze in Walt Disneys Meisterwerk „Robin Hood“ von 1973. Zu den unvergesslichen Szenen zählt, wie John am Daumen nuckelt, wenn er an seine Mutter denkt – die im Film zwar nicht vorkommt, aber in der Tat eine imposante Person war, wie Sie ab Seite 16 lesen können.
Nicht empfehlen kann ich den neuen Spielfilm „Robert the Bruce“ über den schottischen Nationalhelden und Plantagenet-Kontrahenten. Das einzig Bemerkenswerte an der zähen Low-Budget-Produktion von 2019 ist, dass derselbe Schauspieler (Angus Macfadyen) Robert the Bruce darstellt wie 25 Jahre zuvor in Mel Gibsons Epos „Braveheart“. Das nimmt es mit der Historie zwar nicht so genau, hat dafür umso eindrucksvollere Bilder geschaffen.
Wenn Sie nach Lektüre dieses Heftes historisch korrekt noch tiefer in die Welt der Plantagenets eintauchen wollen, bietet sich ein detailreiches Buch an, das letzten Sommer auf Deutsch erschien: „Spiel der Könige. Das Haus Plantagenet und der lange Kampf um Englands Thron“ des britischen Historikers Dan Jones (C. H. Beck 2020). Es bildet eine der Grundlagen für dieses Heft und bietet mehr Intrigen und Gewalt als jeder Film. Selbst die TV-Serie „Game of Thrones“ kann hier nicht mit der brutalen Realität mithalten.
Ihr
Dr. Christian Pantle
Chefredakteur