Die zerrissene Seele Spaniens
Kennen Sie das „Magische Labyrinth“? Was wie ein Brettspiel klingt, ist ein Romanzyklus von Max Aub. In sechs Bänden präsentiert der Autor sein Panorama des Bürgerkrieges. Obgleich Mitglied der Sozialisten, verfällt er nicht der literarischen Sünde, wie Hemingway ein eher schlichtes Schwarz-Weiß-Bild des Konfliktes zu zeichnen. Als Kenner der Seele Spaniens weiß Aub, dass es zwischen Anarchisten und Faschisten unzählige politische Identitäten gibt und eine eindeutige Einteilung von Gut und Böse in einem Bruderkrieg nicht leichtfällt.
Die Geschichte des Spanischen Bürgerkrieges verstört: Da riskieren Freiwillige in den Internationalen Brigaden ihr Leben für die Republik, gleichzeitig werden Priester ermordet, und eine Geheimpolizei legt die Grundsteine für ein Archipel Gulag. Und an der Seite Francos kämpfen neben den Landsknechten der Fremdenlegion auch die Carlisten, die das katholische Erbe Spaniens verteidigen wollen – mutige Idealisten wie ihre Gegner in den Brigaden.
„Ein großes freies Land“ verspricht das Spruchband des Wappens von 1945. Es ist heraldischer Zynismus. Nach Francos Sieg gibt es 500 000 politische Verfahren. Glücklich, wer statt einer Hinrichtung „nur“ zur Zwangsarbeit verurteilt wird. 20 000 dieser Sträflinge müssen für den Diktator sein Monument im „Tal der Gefallenen“ errichten – eine kalte Kathedrale des Todes.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur