Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

als den „ersten Weltkrieg der Geschichte“ bezeichnete Winston Churchill den Sieben­jährigen Krieg. Tatsächlich entsteht Mitte des 18. Jahrhunderts aus mehreren Teilkonflikten ein nicht mehr zu kontrollierender, globaler Krieg: In Europa kämpft Preußen ums Überleben gegen Österreich, Russland und Frankreich. Großbritannien und Frankreich hingegen streiten sich um die koloniale Herrschaft etwa in Nordamerika und Indien. Es ist ein riskantes Spiel mit dem Feuer auf mehreren Kontinenten, das mit mehr als einer Million Toten endet.

Ein Wunder am Anfang ist das „renversement des alliances“, die Umkehrung der Allianzen. Das Bündnis zwischen Frankreich und Österreich beendet den seit 1516 bestehenden Konflikt beider Länder. Kurz zuvor hatte Preußen sich mit Großbritannien zusammengeschlossen. Die Karten in Europa sind neu gemischt. Als auch noch Russland dem Anti-Preußen-Bündnis beitritt, wagt Friedrich II. die Flucht nach vorn und überfällt 1756 Sachsen. Zwei Jahre zuvor war in Nordamerika der Krieg ausgebrochen. Die Funken lösen einen Flächenbrand aus.

Gleich zwei Wunder retten später den Preußenkönig. Nach seiner verheerenden Niederlage in Kuner­s­dorf sehen Friedrichs Gegner von der völligen Vernichtung ab – es ist das „Mirakel des Hauses Brandenburg“. Als drei kriegsreiche Jahre später die preußischen Kräfte am Ende sind, stirbt die russische Zarin, und Friedrich verliert so eine mächtige Feindin. Der Frieden naht. Dass sich das kleine Preußen im europäischen Mächtekonzert behaupten konnte, gleicht ­einem Wunder. Doch Wunder gibt es immer wieder – in der Musik wie in der Geschichte.

Ihre

Sonja Nowack
Redakteurin