Editorial

Adel, Mord und Sensationen

Alles beginnt mit einer Traumhochzeit: 819 heiratet der Sohn Karls des Großen, Kaiser Ludwig der Fromme, zum zweiten Mal. Mit seiner Braut Judith betritt die Familie der Welfen die historische Bühne. Die dynamische Dynastie wird in den nächsten 1200 Jahren die schreibende Zunft bewegen – von den Chronisten der Klöster über die Journalisten der Londoner Fleetstreet bis zu den Blattmachern von „Gala“, „Bunte“ und „Bild“. Im Hochmittelalter füllt der rebellische Heinrich der Löwe die Pergamentseiten, als er keinen Geringeren als Friedrich Barbarossa herausfordert. Dann lässt Otto IV. im Jahr 1208 die Gerüchteküche brodeln. War der Sohn Heinrichs des Löwen an der Ermordung des Staufers Philipp von Schwaben beteiligt? Ein Motiv hatte er!

Lange ist es still um die Welfen, dann die Sensation des Jahrhunderts! Gesegnet mit dem Glückslos der Stuart-Blutlinie zieht 1714 Georg von Hannover den royalen Hauptgewinn: die Krone von Großbritannien. Das „House of Hanover“ liefert jetzt großzügig Stoff für Spötter und Karikaturisten: König Georg III. verliert seinen Verstand und Prinzregent Georg sein Vermögen. Durch die Fallstricke des Erbrechtes endet 1837 die Personalunion zwischen London und Hannover. Während unter Königin Viktoria das Empire wächst, verliert 1866 ihr Cousin Georg V. sein Königreich Hannover an Preußen. Politisch seit 1918 endgültig entmach­tet, drängen sich die Welfen weiterhin gekonnt in den Fokus der Medien. Tradition verpflichtet!

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur