Liebe Leserin, lieber Leser,
„Krieg endet zwar meist im Chaos, aber er beginnt mit Organisation“, schreibt unsere Autorin Svenja Muche in ihrem klugen Artikel in unserem Heft, den ich Ihnen besonders empfehlen möchte. Ab Seite 58 zieht sie den Bogen von der ersten Schlacht Europas vor rund 3300 Jahren zum schier endlosen Kreislauf der Gewalt, der seither unseren Kontinent gefangen hält: „In den folgenden Jahrhunderten wird in Europa das massenhafte Sterben auf Schlachtfeldern zum festen Bestandteil menschlichen Daseins. Stämme, Völker, Imperien werden um die Wette rüsten und technische Fortschritte wie selbstverständlich für den Kampf genutzt.“
Kriege sind das große Paradox der Menschheit. Damit Gesellschaften sie führen können, ist nach innen eine umfassendere – und oft auch selbstlosere – Kooperation nötig als bei fast jeder anderen Tätigkeit. Und nach außen das genaue Gegenteil. Nur so können sich Menschen ohne Rücksicht auf das eigene Leben gemeinsam auf Fremde stürzen, um diese zu töten. Das Heft geht der Frage nach, wann und wie dieses widersprüchliche Verhalten begann. Und ob es einen Ausweg daraus gibt. Der Wuppertaler Geschichtsprofessor Armin Eich bejaht dies in seinem Essay ab Seite 62, trotz aller Rückschläge in jüngster Zeit: „Der Krieg ist als Sozialverhalten entstanden und kann auch wieder verschwinden.“
Ihr
Dr. Christian Pantle
Chefredakteur