„Romanorum Imperator“ – „Kaiser der Römer“ – lautet seit der Kaiserkrönung Ottos I. 962 der Titel der deutschen Herrscher. Am Ende des Mittelalters ist vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Rede. Doch schon lange täuscht der vollmundige Titel über den Machtverlust hinweg. Nominelle Reichsteile in Italien und Frankreich fallen im Spätmittelalter der politischen Fliehkraft zum Opfer, und in Deutschland agieren die Reichsfürsten wie kleine Könige. Die Stärke der Kaiser aus den drei Dynastien der Habsburger, Luxemburger und Wittelsbacher liegt primär in ihrer Hausmacht, also jenen Territorien, die sie als Reichsfürsten direkt beherrschen – alles andere ist eine Frage geschickter Politik.
Der Herbst des Mittelalters ist stürmisch: Thronkämpfe spalten das Reich, die Schweizer rebellieren und die Flamme der Vorreformation entzündet den Feuersturm der Hussitenkriege. Und dann noch die Apokalypse der Pest mit Pogromen und Geißlerzügen als Nebenwirkung. Aber es gibt auch heitere Kapitel in der Chronik der Epoche. Dank König Sigismund überwindet das Konzil zu Konstanz die Spaltung der Kirche. Karl IV. gründet die Universität zu Prag, der Dichter Enea Silvio Piccolomini formuliert erstmals die europäische Idee, und das Traumpaar Maximilian und Maria von Burgund lässt die Welt wieder an Romantik glauben.
Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur