Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Deutschlands großer Volksaufstand begann vor 500 Jahren. Er ging als Bauernkrieg von 1524/25 in die Geschichte ein, aber das war eine Fremd­bezeichnung geistlicher und adliger Herren, um den mutigen Kampf Hunderttausender Bürger und Bauern zu diskreditieren. G/GESCHICHTE hat dem Thema 2021 einen Titel gewidmet, und es hat mich seither nicht mehr losgelassen: Am 1. August ist nun mein Buch „Der Bauernkrieg“ erschienen, in dem ich die ganze Geschichte des Aufstands schildere und dabei zwei Gegenspieler in den Mittelpunkt rücke, um den Konflikt aus Sicht der Adligen und der Rebellen näherzubringen (s. Seite 9). Was den Einzelnen wohl bewegt hat, lässt sich ab Oktober auch in der Großen Landesausstellung in Baden-Württemberg erfahren (Interview ab Seite 10). Sachsen-Anhalt und im nächsten Jahr Thüringen organisieren ebenfalls vielversprechende Ausstellungen zum 500. Jahrestag. Wir werden berichten.

Erst die Französische Revolution von 1789 bildet einen noch umfassenderen Volksaufstand in Europa. Sie beendet ein Herrschaftssystem, das Ludwig XIV. als selbst ernannter Sonnenkönig ein Jahrhundert zuvor auf die absolutistische Spitze trieb. Der Preis der Macht war ein Verzicht auf jegliche Privatsphäre. Ludwig ertrug ihn – wie alle Krankheiten und schmerzhaften Arztbehandlungen – so stoisch über Jahrzehnte hinweg, dass man sich beim Lesen der anschaulichen Beiträge ab Seite 16 und 58 eine gewisse Bewunderung kaum verkneifen kann.

Ihr

Dr. Christian Pantle
Chefredakteur