»Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … ganz Gallien?« Können Sie auch die ersten Sätze der Einleitung zu den Asterix-Heften nahezu auswendig zitieren? Die folgenden sind: »Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.« Und dieser Eindringling sind die römischen Legionäre unter Julius Cäsar, der in den Comics hin und wieder seinen Auftritt hat: als souverän agierender, allseits respektierter Herrscher. Dabei steht er 50 v. Chr. in Wahrheit vor Beginn des Bürgerkriegs gegen Pompeius und den Senat, muss sich die Macht über Rom also erst noch erkämpfen.
Den echten Cäsar umfassend und treffend darzustellen, ist in Medien wie Comics oder Filmen wahrscheinlich gar nicht möglich: zu schillernd und vielgestaltig stellt sich seine Persönlichkeit dar. Er fällt durch lässige Kleidung (»locker gegürtet«) auf, ist ein bisexueller Playboy, reformiert sinnvoll den Kalender, zeigt sich interessiert an fremden Völkern, beschreibt diese so prägnant wie einfühlsam – und ist zugleich ein skrupelloser Völkermörder, der an einem einzigen Tag Hunderttausende Menschen abschlachten lässt (siehe Beitrag ab Seite 44). Wie passt das alles zusammen? Eigentlich gar nicht, und genau das macht wohl die anhaltende Faszination an dem Machtmenschen aus.
Ihr, Euer
Dr. Christian Pantle, Chefredakteur