Editorial

„Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit“, bemerkt Alexander von Humboldt. Ein Aphorismus, der das Wesen des Naturphilosophen widerspiegelt. Humboldt widmet sein Leben der Suche nach Erkenntnis. Schon als junger Mann brilliert er so mit seinem Wissen, dass selbst die Titanen des Geistes, Goethe und Schiller, das Gespräch mit ihm suchen. Als Amateur beschäftigt sich Goethe mit Fragen der Botanik und der Geologie und nimmt begeistert Humboldts Denkanstöße auf.

Dann beginnt für Humboldt das Abenteuer seines Lebens: 1799 bricht er in die Neue Welt auf. Er sucht Wissen aus erster Hand und riskiert viel. Auf dem Orinoco vertraut der Nichtschwimmer sein Leben erbärmlichen Booten an und durchstreift unbewaffnet das Revier des Jaguars. Seine gefährlichste Herausforderung findet er in Ecuador. Ohne alpinistische Ausrüstung will er den 6267 Meter hohen Chimborazo bezwingen – und scheitert an der Höhenkrankheit.

Der Forscher kehrt als Held der Wissenschaft nach Europa zurück. Jahrzehnte wird er seine Beobachtungen, das gesammelte Material und unzählige Messungen auswerten. Er will in den »mannigfaltigen Erscheinungen« der Natur die „Einheit“ finden. Humboldt erinnert
an einen neuen Faust, der erkennen will, was die Welt im Innersten zusammenhält. Sogar Geheimrat Goethe, der ihn schon seit vielen Jahren kennt, ist immer wieder aufs Neue verblüfft: „Er hat an Kenntnissen und Wissen nicht seinesgleichen!“

Ihr, Euer

Klaus Hillingmeier
Chefredakteur