mit dem Wort „Oachkatzlschwoaf“ werden in Bayern gerne Neuankömmlinge getestet: Wer es klar und im richtigen Tempo ausspricht, gilt als willkommen. Auf Hochdeutsch bedeutet es übrigens Eichhörnchenschwanz. Ohne hier einen Offenbarungseid leisten zu wollen: Mir fällt immer noch die Aussprache des Begriffs „Zuagroaster“ schwer, womit ein Zugereister bezeichnet wird. Aber meine persönliche Erfahrung nach vielen Jahren in Bayern ist, dass man seinen einheimischen Freunden schon die allergrößte Freude bereitet, wenn man sich ernsthaft an solchen Worten versucht.
Einer, der sich mit allem Bayerischen auskennt, ist der Kabarettist Gerhard Polt, den wir in seinem Haus am Schliersee besucht haben: Polt führte uns nicht nur unterhaltsam in die Geheimnisse der bayerischen Sprache ein, die so lustvoll mit dem Irrealen spielt. Er berichtete auch, dass der Dialekt früher im Fernsehen alles andere als willkommen war: Es hieß, das verstehe doch keiner! Längst gelten Dialekte als fernsehtauglich, was man in Zeiten zunehmender Globalisierung einmal als überraschend empfinden darf.
Fast 1500 Jahre reicht die Geschichte dieses Staates zurück, der sich bis heute gerne und sicher wohlkalkuliert als eigenwillig, eben typisch bayerisch, in Szene setzt. Tatsächlich fallen historische Besonderheiten auf: Im Laufe der Zeiten änderten sich nicht nur die Grenzen und zugehörigen Territorien in hohem Maße. Noch faszinierender ist, wie das Zentrum des Landes von einer Stadt zur nächsten wechselte. Bevor etwa München erstmals urkundlich erwähnt wurde, weihten die Regensburger bereits ihre gewaltige Steinerne Brücke ein, die einst wie ein Weltwunder auf die Menschen gewirkt haben muss. Große Geschichte – Sie werden es in dieser Ausgabe erleben – spielte sich fast überall in Bayern ab.
Ihr
Dirk Liesemer
Redakteur