Editorial

Er war der Napoleon der Meere. Während einstmals gefeierte Seehelden wie Howe, Jervis oder Parker unter dem Staub der Geschichte ruhen, hat der Name Nelson bis heute nichts von seinem Klang verloren: Der grandiose Trafalgar Square im Herzen Londons beschwört seine Legende, und unzählige Pubs werben mit seinem Namen. Das Faszinosum Nelson beruht nicht nur auf den triumphalen Siegen des Admirals bei Abukir und Trafalgar. Es ist auch der Mensch Nelson, der stets begeistert: Der Held ist schmächtig, kränklich und zugleich immer voller Mut und Tatendrang. Seine Menschenführung ist brillant: eine Melange aus Kompetenz, Bescheidenheit und Freundlichkeit.

Seine Affäre mit Lady Hamilton ist alles andere als eine Schwäche, sondern Ausdruck seines leidenschaftlichen Charakters. Der enthusiastische Mann, der bereit ist, jederzeit sein Leben für sein Vaterland zu opfern, kann nicht mit halbem Herzen lieben. Beide riskieren viel für diese Liaison. Nelson wird verziehen, Emma Hamilton stirbt als Ausgestoßene der Gesellschaft.

Nelsons Tod war große Oper. In der Stunde seines Triumphes von Trafalgar stirbt er im Widerhall des Geschützdonners. Die vereinigten Flotten der Franzosen und Spanier sind zerschlagen. Das Schreckgespenst einer französischen Invasion ist für immer gebannt, und für die nächsten 100 Jahre wird Britannien die Wellen beherrschen – mehr Held geht nicht!

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur