Guido Fuchs: Heiligabend. Ein Fest und seine Rituale, Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus 2017; 187 S.; € 16,00; ISBN 978-3-8367-0033-7
Drei Familiensituationen – drei Heiligabend-Feiern:
- „Vor der Bescherung hören wir die Weihnachtsbotschaft nach dem Lukasevangelium, die Vater vorliest, und wir singen ‚Stille Nacht’. Danach beten wir für unsere Familie und den Weltfrieden.“
- „Seit dem Tod meines Vaters werden keine Lieder mehr gesungen und dieser ‚förmliche’ Teil ist ganz weggefallen. Wir wünschen gegenseitig ‚nur’ noch frohe Weihnachten und setzen uns dann gemütlich zusammen zum Kaffeetrinken und Spielen.“
- „Wir tanzen meist noch ein bisschen nach der Bescherung, z. B. auf ‚Rocking around the Christmas Tree’ und solche Lieder. Hören also nicht nur klassische Lieder.“
Diese und etliche weitere Berichte zum Ablauf der häuslichen Heiligabend-Feier hat der Hildesheimer Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs mit Hilfe zweier Umfragen in den Jahren 2001 und 2017 zusammengetragen und systematisiert. Gemeinsam mit Schilderungen aus Romanen und Erzählungen zeichnet er in seinem Buch „Heiligabend. Ein Fest und seine Träume“ ein äußerst lebendiges Bild dieses Festabends. Rituale wie das Musizieren oder das Essen und Trinken kommen dabei genauso zur Sprache wie materielle Aspekte (Krippe, Weihnachtsbaum...) oder der Zeitansatz der Feier. Interessant ist, dass religiöse Elemente, etwa das Singen von Liedern oder das Aufstellen einer Weihnachtskrippe, auch von denjenigen Menschen noch gepflegt werden, bei denen der persönliche religiöse Hintergrund nicht mehr gegeben ist. Dabei besteht jedoch stets die Gefahr, dass weihnachtliche Zeichen und Handlungen zu Accessoires werden, die dem Heiligen Abend eine besondere, nostalgische Atmosphäre verleihen sollen.
Das Buch, das der besseren Lesbarkeit willen bewusst auf einen wissenschaftlichen Fußnotenapparat verzichtet, illustriert nicht nur die vergangene und aktuelle Feier des Heiligen Abends. Es bietet auch Anregungen für die eigene Feierpraxis, indem es aufzeigt, was alles möglich ist und wie man den Weihnachtsabend im 21. Jahrhundert gestalten kann.