Sebastian Holzbrecher / Julia Knop / Benedikt Kranemann / Jörg Sailer (Hg.): Revolte in der Kirche? Das Jahr 1968 und seine Folgen, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2018; 352 S.; 35,00 €; ISBN 978-3-451-38065-5.
1968 war ein Jahr des Aufbruchs und des Protests: Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen lehnten sich weltweit gegen die herrschenden Verhältnisse auf und leiteten in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine neue Ära ein. Doch markierte das Jahr 1968 auch eine „Revolte in der Kirche“?
Ein neuer Aufsatzband geht dieser Frage nach und lässt 26 Autorinnen und Autoren, darunter neben Theologen unterschiedlichster Disziplinen auch Historiker, Politiker und Journalisten – Zeitzeugen und später Geborene –, zu Wort kommen.
Ein Fazit: Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65) war ein stärkerer Impulsgeber für die nachfolgenden innerkirchlichen Umbrüche als die Ideen des Protestjahrs 1968. Auch Veränderungen, die die Liturgie betrafen – Experimente mit Texten, Zeichen und Räumen – können nicht erst auf das Jahr 1968 zurückgeführt werden, sondern gründeten schon in der Liturgischen Bewegung. Neu war hingegen die Breitenwirkung, mit der ab 1968 in den deutschsprachigen Ländern über den Gottesdienst diskutiert wurde, auch aufgrund des im gleichen Jahr stattfindenden Katholikentags in Essen.
Ob als historisch Interessierter oder „Altachtundsechziger“ – wer sich für die innerkirchlichen (Um-)Brüche, die das „Phänomen 1968“ ausgelöst hat, interessiert, kommt an dieser Publikation nicht vorbei.
Manuel Uder
George Augustin / Markus Schulze (Hg.): Glauben feiern. Liturgie im Leben der Christen. Festschrift für Andreas Redtenbacher, Ostfildern: Matthias Grünewald Verlag 2018; 463 S.; 48,00 €; ISBN 978-3- 7867-3142-9.
Lex orandi – lex credendi: Die Kirche glaubt, was sie im Gottesdienst feiert, und umgekehrt. Diesem altkirchlichen Prinzip liturgischen Handelns spüren 23 Aufsätze in der Festschrift „Glauben feiern“ nach, die aus Anlass des 65. Geburtstags und 40. Priesterjubiläums des Liturgiewissenschaftlers Andreas Redtenbacher erschienen ist.
Namhafte Fachkollegen nehmen unterschiedliche Facetten der Theologie, Geschichte, Praxis und Spiritualität der Liturgie in den Blick und erschließen somit ein weites Panorama von Zusammenhängen, die zwischen Liturgie und Leben, Gottesdienst und Gesellschaft bestehen.
Für die Leser/innen dieser Zeitschrift besonders hervorzuheben sind die Aufsätze zur praktischen und spirituellen Dimension gottesdienstlichen Handelns, z. B. zu Gottesdiensten mit Jugendlichen (Stefan Böntert), zur Predigt als integraler Bestandteil der Liturgie (Winfried Haunerland), zu ökumenischen Gottesdiensten mit päpstlicher Beteiligung (Stefan Kopp) oder zur Liturgie als geistliche Quelle für das Leben (Christoph Freilinger). Beiträge zum evangelischen und orthodoxen Liturgieverständnis erweitern das ohnehin breite Spektrum der Beiträge, die einen aktuellen Querschnitt liturgiewissenschaftlicher Forschungstätigkeit im deutschsprachigen Raum abbilden.
Manuel Uder