Das Romano Guardini Gottesdienstbuch. Impulse und Lesetexte, mit einem Vorwort von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2018; 223 S.; 28,00 €; ISBN 978-3-451-37613-9
Die vor genau 100 Jahren erschienene Schrift „Vom Geist der Liturgie“ und das Bändchen „Von heiligen Zeichen“ sind Romano Guardinis bekannteste und wirkungskräftigste Werke zur liturgischen Erneuerung. Aber auch in vielen anderen seiner Schriften finden sich Bezüge zu Fragen des Gottesdienstes oder Betrachtungen zu den Festen und Zeiten des Kirchenjahres. Das rechtzeitig vor Guardinis 50. Todestag am 1. Oktober erschienene „Romano Guardini Gottesdienstbuch“ bietet einer breiten Leserschaft die Möglichkeit zur Wiederbegegnung oder Neuentdeckung von Gedanken des großen Theologen.
Der erste Teil der von Fabian Brand zusammengestellten Textauswahl versammelt Meditationen im Laufe des Kirchenjahres von Advent bis Allerseelen. Der zweite Teil enthält grundlegende Gedanken zu Liturgie, Glaube, Gebet, Meditation und Nachfolge. Die Texte Guardinis eignen sich mit ihrer überschaubaren Länge sowohl zur persönlichen Lektüre und Vertiefung des eigenen Betens als auch zum Einsatz im Gottesdienst und in der Gemeinde.
Neben den schon erwähnten Werken ist eine größere Zahl von Texten aus „Der Herr“ und der Sammlung von „Predigten im Kirchenjahr“ entnommen. Auch der „Kreuzweg unseres Herrn und Heilandes“, der Guardini in Konflikt mit anderen Vertretern der Liturgischen Bewegung brachte, ist in dem Band vertreten. Erstmals nach langer Zeit wieder greifbar sind eine Reihe von Guardinis unter dem Titel „Heilige Zeit“ erschienenen ausdrucksstarken Übersetzungen liturgischer Texte aus dem lateinischen Missale und Brevier.
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die wohl beste Kennerin des bedeutenden Theologen und Religionsphilosophen, führt in einem zehnseitigen Vorwort in das Leben und Denken Guardinis ein und beschreibt seine Theologie als „Sprache der Leidenschaft“. Dem Band ist nicht nur in diesem Guardini-Gedenkjahr eine weite Verbreitung zu wünschen, damit viele in Gebet und liturgischer Feier jenes „Neuwerden“ erfahren können, von dem Romano Guardini einmal so gesprochen hat: „Etwas von Christus erkennen oder in der Nähe des Herrn zu weilen, ist in sich schon heiliges Geschehen. Sooft irgendein Zug seiner heiligen Gestalt lebendig wird, oder ein Wort von Ihm uns berührt, bedeutet schon das ein inneres Werden.“
Dr. Marius Linnenborn, DLI, Trier