Sie war mit Anfang 30 gestorben und hat – des Schreibens und wohl auch des Lesens unkundig – das „Buch der göttlichen Vorsehung“ („Dialog“ genannt) sowie 373 Briefe diktiert. 1970 erklärte Papst Paul VI. sie zur Kirchenlehrerin. Warum wurde einer Analphabetin, die zwei Werke hinterlassen hat, zusätzlich zu ihrer Heiligsprechung im Jahr 1461 diese Ehre zuteil?
Ihre Lehre bestand zum einen im Dienst an den Armen und Kranken, um die sich niemand kümmerte. Zu deren Gunsten verschenkte sie Hab und Gut ihrer Familie. Darum gilt sie als Vorbild caritativen Handelns, und ihr Gedenktag, der 29. April, wurde 1997 zum „Tag der Diakonin“ ausgewählt. Zudem benannte sie in ihren Briefen Missstände wie die Kirchenspaltung mit zwei konkurrierenden Päpsten, mahnte zur Reform der Kirche und rief alle Christen zur Umkehr auf.
Sie versöhnte verfeindete Adelsfamilien und Städte, für die sie den Frieden mit den Worten beschwor: „Im Feuer der Liebe wird der Hass der Herzen vergehen wie das Wasser in der Glut“. In ihrem apostolischen Wirken in der Welt wurde sie durch ihre Gemeinschaft der dominikanischen Mantellantinnen und die Dominikaner in Siena unterstützt, von denen einer ihr geistlicher Begleiter war.