Am 3. Mai 2020 hat Klemens Richter,
emeritierter Professor für Liturgiewissenschaft
der Universität Münster, seinen
80. Geburtstag gefeiert.
Richter hat über
Jahrzehnte mit seinen Beiträgen die
liturgiewissenschaftliche Diskussion
beeinflusst. Mit besonderer Sensibilität
hat er frühzeitig Fragen aufgeworfen,
denen sich die Liturgiewissenschaft heute
verstärkt widmet. Dazu zählen neben dem
Verhältnis von Kirche und Judentum
Themen wie eine zukunftsweisende
Gestalt des liturgischen Raumes,
Liturgiefeiern in veränderter Gesellschaft,
die Kirche des gemeinsamen Priestertums,
das Verhältnis von Liturgie und
Ekklesiologie. In den vergangenen Jahren
hat sich die Liturgiewissenschaft vielfältig
weiterentwickelt. Aber die Arbeit der
Generation von Liturgiewissenschaftlern,
die die Liturgiereform begleitet hat, bleibt
relevant.
Die katholische Kirche steckt
derzeit in einer tiefen Krise. Große
Hoffnung gilt dem Synodalen Weg. Vieles,
was jetzt mit Blick auf die Liturgie
diskutiert wird, hat schon Theologen wie
Klemens Richter beschäftigt. Dabei geht
es im Kern um die Frage, was Glaube in
der Gegenwart bedeutet, wie sich Kirche
verstehen will, wie die Rolle von Liturgie
heute zu bestimmen ist. Es geht um die
Substanz!
Wer Schriften von Richter einer
Relecture unterzieht, begegnet dem
vitalen und durchaus kämpferisch
vorgetragenen Interesse, Kirche, Liturgie
und christliches Leben mitten in der
Gesellschaft aus den Impulsen des Konzils
zu gestalten. Eines der zahllosen von
Richter herausgegebenen Bücher trägt
den Titel „Das Konzil war erst der Anfang“
(Mainz 1991). Wie sich „das“ Konzil heute
realisieren lässt und wie es mit Kirche und
Liturgie heute weitergehen kann – die
Stimme von Klemens Richter zählt in den
derzeitigen Auseinandersetzungen nach
wie vor.