Seit Erscheinen des „neuen Gotteslobs“
im Jahr 2013 sorgen die Illustrationen
der Kölner Künstlerin
Monika Bartholomé für Gesprächsstoff. Besonders
umstritten ist die Federzeichnung
auf Seite 541 – gegenüber der deutschen
und lateinischen Fassung des Tantum ergo.
Wo im alten Gesangbuch benutzerfreundlich
Versikel und Fronleichnamsoration abgedruckt
waren, findet sich nun moderne
Kunst. Stattdessen fordert ein fußnotenartiger
Verweis auf der gegenüberliegenden
Seite die Gläubigen dazu auf, rund 100 Liednummern
weiterzublättern: Nicht nur der
Abschnitt „Die Verehrung der Eucharistie
außerhalb der Messfeier“ (GL 592,4) hält die
gewohnten Texte bereit; in Deutsch sind sie
– mit geringfügiger Änderung – ein weiteres
Mal am Ende des Andachtsteiles abgedruckt
(GL 682,3+4) – beide Male jedoch deutlich
vom Liedteil getrennt. Am Rande sei angemerkt,
dass der Heilig-Geist-Hymnus des
Hrabanus Maurus nach wie vor unmittelbar
von Versikeln und Oration begleitet wird
(GL 341 lateinisch bzw. 342 deutsch).
Die umständliche Aufsplittung von eucharistischen
Gesängen und Gebet zum
Segen – eine belanglose Entscheidung? Die
Vertrautheit mit den überkommenen liturgischen
Feiern nimmt ab. Deshalb gilt es, jede
zusätzliche Hürde zu vermeiden. Wer nicht
mit dem „Gotteslob“ vertraut ist, wird den
entsprechenden Verweis leicht übersehen
und im Voraus ein Lesebändchen beim Abschnitt
„Gottesdienstliche Feiern“ einlegen.
Dann aber ist es unmöglich, bei den Versikeln
zu antworten. Ohne parallele Übersetzung
wiederum droht die lateinische Oration künftig
buchstäblich zum Hokuspokus zu werden.
Buchgestaltung
und Feierpraxis
Es gehört zu den bislang kaum untersuchten
Phänomenen, inwieweit sich die Gestaltung
liturgischer Bücher auf die konkrete Feiergestalt
auswirkt. Welche Akzente hat etwa
das deutschsprachige Messbuch für die Karwoche
und die Osteroktav (1996) gesetzt? Ich
bin mir sicher: In deutlich mehr Gemeinden
werden die Orationen der Karfreitagsfürbitten
gesungen, seit sie in ausnotierter Fassung
vorliegen. Das Sonntägliche Taufgedächtnis
eröffnet häufiger den Gottesdienst am Ostermorgen,
seit die Texte nicht mehr umständlich
dem Anhang entnommen werden
müssen. Ähnliches gilt für die nunmehr integrierte
Speisensegnung im Benediktionale.
Hoffentlich stehen römische Übersetzungsrichtlinien
derartigen Lösungen künftig nicht
entgegen. Was spräche dagegen, wenn die
Segnung des Adventskranzes dem Formular
des Ersten Adventssonntags vorausginge, den
Weihnachtsmessen wiederum eine Krippensegnung,
wie sie das anglikanische Common
Worship der Kirche von England kennt? Im
Notfall bliebe der Umweg eines „Manuales
zum Messbuch“, das benutzerfreundlich die
Tagesgebete der Sonn- und Feiertage mit derartigen
Zusatztexten verknüpfen könnte. Für
„Die Gedenktage der Heiligen“ (Trier 2014)
liegt ja bereits ein Muster vor.
Zusätzliche Hochgebete
Dass die „Hochgebete für Messen für besonderen
Anliegen“ weithin rezipiert werden,
liegt nicht nur an ihrer ansprechenden
Textgestalt. Das Layout des Einlegeheftes
tut sein Übriges. Ganz anders verhält es
sich bei den „Fünf Hochgebeten“. Hier verhindert
die graphische Gestaltung geradezu
den Gebrauch. Ärgerlich ist das erforderliche
Umblättern während der Präfation des
Hochgebets zum Thema „Versöhnung“. Wie
wohltuend es ist, den durchgängig (!) mit
Noten unterlegten Gebetstext in schlichten
Sprechzeilen vor sich zu haben. Das durften
alle Priester erfahren, die im „Jahr der
Barmherzigkeit“ die entsprechende „Handreichung
zum Messbuch“ (Trier 2015) in
Händen hielten.
Labyrinthartig präsentieren sich dagegen
die Hochgebete für Kinder. Das
Zweiliniensystem wechselt sich – auf engstem
Raum – mit dem Fünfliniensystem
ab. Die Fülle an Auswahlmöglichkeiten
erschwert den Vollzug. Wenig hilfreich
sind zudem zahlreiche Anmerkungen
und Verweise. Hier wäre eine übersichtlichere
Textausgabe das Gebot der Stunde,
ergänzt durch Gesänge und Akklamationen
aus dem „Gotteslob“. Eine Auswahl
kirchenjahreszeitlicher Messformulare –
vereinfacht gemäß den Richtlinien des
Direktoriums für Kindermessen – könnte
das Angebot abrunden.
Die Feier der Kindertaufe
Auf liturgischen Fortbildungen höre ich
immer wieder Klagen über das „neue“
Taufrituale (2007), konkret über die unübersichtliche
Anordnung der Texte für
mehrere Kinder bzw. ein Kind. Zweispaltendruck
– wie im Manuale „Die kirchliche
Begräbnisfeier“ (Trier 2012) – würde den
Gebrauch des Buches wesentlich erleichtern.
Wo es nur geringste Abweichungen
gibt, wäre dies nicht notwendig.
Dem Platz, den die „Kindertaufe in zwei
Stufen einnimmt“, ist es wohl geschuldet,
dass der Ritus nicht einfach (wie früher)
doppelt abgedruckt ist. In diesem Fall könnte
man eine zweite Spalte dafür nutzen, analog
zur Feier der Trauung zwischen der Anrede
mit „du“ sowie mit „Sie“ zu differenzieren.
Eine solche Lösung würde insbesondere für
Geistliche aus der Weltkirche eine große Erleichterung
darstellen.
Hilfreich werden Alternativen gewöhnlich
mit Großbuchstaben kenntlich gemacht.
Die Salbung mit dem Katechumenenöl
kann
durch eine Handauflegung ersetzt werden –
hier fehlt überraschenderweise die Unterscheidungshilfe,
was unerfahrene Geistliche
verwirren dürfte.
Die Feier der Firmung
Nach Einführung der revidierten Einheitsübersetzung
(2016) ist die „Feier der Firmung“
2019 in neuem Layout erschienen.
Leider konnte man von der Möglichkeit
keinen Gebrauch machen, das „Hochgebet“
der Sakramentenspendung mit Noten abzudrucken:
die Bitte um die sieben Gaben des
Heiligen Geistes. Diese Intervention wäre
sicher nicht ohne Folgen für die Feiergestalt
des Initiationssakramentes geblieben.
Zwangsläufig bleibt diese Darstellung
unvollständig. Eines aber ist sicherlich
deutlich geworden: Layout und Feierpraxis
sind auf das Engste miteinander verbunden.
Die Rezeption liturgischer Bücher
hängt wesentlich von ihrer äußeren
Gestalt ab.