„Meine Seele zerreißt vor Kummer. Richte mich auf nach deinem Wort“ (Ps 119)Eine Andacht für Verstorbene zum Gebet in Gemeindegruppen, Familien und zum persönlichen Gedenken

Eine Frau mit Mundschutz entzündet eine Kerze
Der Kerzenopferstand in Kirchen wird nicht nur in Corona-Zeiten häufig aufgesucht. Es empfiehlt sich, diese Menschen zum Gebet einzuladen, indem Texte für verschiedene Anlässe (z. B. Trauer) ausgelegt werden.© 2020, KNA GmbH, www.kna.de, All Rights Reserved

Einige Gedanken zur Andacht und Vorbemerkungen

Krankheit und Leid, Sterben und Tod greifen in das Leben der Gesellschaft. Doch sie brechen in konkrete Biographien und Beziehungen ein. Erkrankte und Tote sind keine statistischen Zahlen. Erkrankte und Verstorbene haben Angehörige, sind geliebt und mit vielen verbunden. Erkrankte und Tote werden vermisst, sie fehlen ihren Verwandten, sie fehlen als Freundinnen und Freunde, als Kollegen und Mitarbeiterinnen, als Nachbarn, als Schwestern und Brüder.

Wir brauchen Trost und Halt. Krankheit und Leid, Sterben und Tod greifen in das Leben und unsere Beziehungen. Durch diese Andacht sollen Sie sich versichert wissen, in der Gemeinschaft der Kirche begleitet und im Gebet miteinander verbunden zu sein.

In dem Text aus der frohen Botschaft nach Johannes hören wir, wie durch Christus Jesus Leid und Tod ins Leben führen. Johannes bezeugt eindringlich, wie in Jesus sich die Lebenskraft Gottes erweist, durch die wir alle sind. Dabei geht es dem Evangelisten nicht in erster Linie darum, eine vergangene historische Begebenheit zu überliefern, nein, in erster Linie erzählt er von uns. Er möchte unseren Blick weiten über erkennbare Fakten hinaus, unsere Gewissheit festigen, nicht mit dem Tod von Gott aufgegeben zu sein, sondern in seiner Liebe zu bleiben – unabhängig von Leid und Sterben. Wie Lazarus aus dem Grab gerufen wird, offenbart, dass unser Leben zur Auferstehung gerufen ist, unser Dasein sich nicht im Nichts verliert.

Der Text aus dem Johannesevangelium wird durch Verse aus den Psalmen aufgebrochen zu einer persönlichen Zusage für uns Lebende und für unsere Verstorbenen. Diese Verse reichen uns Worte, wollen uns zum Sprechen bringen und ins Beten führen, in einen Dialog mit Gottes schweigender Gegenwart. Sie sind aus Leid und Not geboren, sind im jahrhundertelangen Beten getränkt mit menschlichen Schicksalen und bieten sich für unsere Klage, Verzweiflung und Ohnmacht an. Auch stützen sie unsere Hoffnung und unseren Glauben, denn trotz aller Leiderfahrung dringt aus ihnen die unerschütterliche Gewissheit, in Gottes Erbarmen getragen und in seiner Barmherzigkeit aufgehoben zu bleiben.

Wir brauchen Trost und Halt. Trauer und Klage verbinden uns, Vertrauen und Hoffnung tragen, Liebe und Glaube eröffnen.

Sorgen und Ängste erschüttern, Trauer und Klage suchen nach Worten, suchen nach Orten:

  • nach Orten und Worten für die Betroffenheit,
  • nach Orten und Worten für Anteilnahme trotz begrenzter Kontaktmöglichkeiten,
  • nach Orten und Worten für die Suche nach Halt und Trost,
  • nach Orten und Worten für die Sorge um die Betroffenen, in ihrem Alleinsein nicht allein (gewesen) zu sein,
  • nach Orten und Worten, die den Glauben stärken auf Vollendung, die die Hoffnung fassen, aufgehoben zu bleiben im Geheimnis des Lebens.

Diese Andacht versucht, für verschiedene Orte Worte zu geben. Sie nährt sich aus der Kraft der biblischen Botschaft.

Lieder und Gebete sind den Gegebenheiten vor Ort bzw. den eigenen Möglichkeiten anzupassen, zu ergänzen bzw. auszutauschen. Auswahlmöglichkeiten finden sich am Ende der Andacht.

Eröffnung

  • Eine Kerze entzünden, dazu ein Bild, einen erinnernden Gegenstand aufstellen.
  • Einführende Worte: Wir kommen zusammen, um einander beizustehen, weil wir unserem/unserer/unseren Verstorbenen gedenken wollen. Wir kommen zusammen, weil wir Trost und Antworten suchen. Wir kommen zusammen, weil dieser Tod uns schwer belastet und verwundet zurücklässt. Wir wollen an ihn/an sie denken und uns der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.
  • Kreuzzeichen, liturgischer Gruß
  • Gebet:
    Du Gott des Lebens,
    dich rufen wir an.
    Wir wissen um deine Gegenwart,
    die unser Leben trägt im Guten und Schönen,
    aber auch im Schweren, im Leiden und Sterben.
    Wir glauben, dass sich in deiner Gegenwart sogar der Tod ins Leben wandelt, dass unser Leiden aufgehoben ist in Christi Leiden.
    Wir hoffen, dass du aus Sterben und Tod rufst zur Auferstehung.
    In dieser Hoffnung vertrauen wir uns dir an
    und legen dir unsere/n Verstorbene/n ans Herz,
    in welchem er/sie getragen ist/sind von Anbeginn
    durch Christus, unsern Herrn. Amen.
  • Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten steht (GL 423,1/KG 542,1)
    oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 1–2 (GL-Diözesanteile)
  • Gebet (z. B. als Wechselgebet):
    Wir beten in der Gewissheit, dass Gott sich der Klage und der Not annimmt:
    Nahe ist der Herr allen, die ihn rufen,
    allen, die ihn aufrichtig rufen. (Psalm 145,18)
    Zu dir, Herr, will ich rufen
    und zu meinem Herrn um Gnade flehn. (Psalm 30,9)
    Meine Seele zerfließt vor Kummer.
    Richte mich auf nach deinem Wort! (Psalm 119,28)
    Erhöre mich, Herr, denn gut ist deine Huld,
    wende dich mir zu in deinem großen Erbarmen! (Psalm 69,17)
    Wende dich mir zu und sei mir gnädig;
    denn ich bin einsam und arm! (Psalm 25,16)
    Verbirg dein Angesicht nicht vor mir!
    Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu!
    Wenn ich dich rufe, eile und erhöre mich! (Psalm 102,3)

Verkündigung und Gebet

  • Einführung zum Evangelium: Maria und Marta aus Betanien sind in Trauer. Ihr Bruder Lazarus ist nach schwerer Erkrankung verstorben. Sie hoffen auf Jesus. Ihn haben sie gerufen. In unsere Trauer und Fragen, in unsere Hilflosigkeit und Ohnmacht beziehen wir Jesus mit ein, der uns Hoffnung schenkt: Jesus ruft ins Leben.
  • Evangelium: Joh 11,32–43
  • Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten steht (GL 423,2/KG 542,2)
    oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 3 (GL-Diözesanteile)
  • Gebet (z. B. als Wechselgebet):
    Wir beten in der Gewissheit, dass diese frohe Botschaft Zusage ist für unsere/n Verstorbene/n und für uns:
    Du bist mein Schutz und mein Schild,
    ich warte auf dein Wort. (Psalm 119,114)
    Meine Seele wartet auf meinen Herrn
    mehr als Wächter auf den Morgen. (Psalm 130,6)
    Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt;
    du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen. (Psalm 16,10)
    Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt,
    mein Trauergewand hast du gelöst
    und mich umgürtet mit Freude. (Psalm 30,12)
    Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen,
    mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln. (Psalm 116,8)
    So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn
    im Land der Lebenden. (Psalm 116,9)
  • Fürbitten:
    In den Worten der Bibel kommen unsere Bedrängnisse, unser Kummer, kommt das Schwere zu Wort, aber in den Worten der Bibel hören wir von der Hoffnung und Gewissheit für jedes Leben. Sie sprechen in unsere Situation hinein. Sie bezeugen: Leid und Not, Krankheit und Sterben werden in Christus Jesus zum Leben gerufen. So können wir uns wie Marta und Maria voll Vertrauen an Jesus wenden:
    • einen Namen nennen,
    • ein Wort des Herzens aussprechen,
    • ein Anliegen formulieren.
  • Vaterunser

Abschluss

  • Segen:
    In deinem Segen, Gott,
    wandelt sich unsere Finsternis in Licht,
    wendet sich unsere Bedrängnis in Zuversicht,
    findet unsere Trauer Trost.
    In deinem Segen, Gott,
    quillt Mitleid aus unseren Tränen,
    erwächst Hoffnung aus unserer Not,
    singt der Tod vom Leben.
    Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
    in deinem Licht schauen wir das Licht.
    (Psalm 36,10)
  • Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten steht (GL 423,3/KG 542,3)
    oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 4–5 (GL-Diözesanteile)

Weitere Auswahlmöglichkeiten

Lieder

  • Jesus Christus: GL 356–378/KG 192–214
  • Vertrauen und Trost: GL 414–435
  • Bitte und Klage: GL 436–441
  • Vertrauen und Bitte: KG 541–567
  • Tod und Vollendung: GL 500–518/KG 727–733
  • Maria als Fürsprecherin: GL 520; 530; 534; 536/KG 763; 766; 758

Andachtsabschnitte aus dem GL

  • Glaube/Hoffnung/Liebe: GL 677,3.4.6
  • Krankheit und Not: GL 680,5
  • Trauer und Klage: GL 680,7
  • Tod und Vollendung: GL 680,8

Gebete aus dem KG

  • Litanei für Verstorbene: KG 808
  • Im Angesicht des Todes: KG 736
  • weitere Verweise auf Lieder und Gebete finden sich unter KG 737
Weitere Andachten für Erkrankte und Verstorbene stehen unter www.jung-im-bistum-magdeburg.de/netzwerk/arbeitsstelle-fur-kinderpastoral/ zum Download bereit oder können in Druckform bestellt werden bei kinderpastoral@bistum-magdeburg.de.
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