Roland Baule: Kirchenbau und gottesdienstliches Leben in Kirchengemeinden des Bistums Hildesheim. Ein Beitrag zur Erforschung der ortskirchlichen Rezeption der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils, Regensburg: Verlag Schnell & Steiner 2021; 592 S.; 60,00 €; ISBN 978-3-7954-3587-5
Ziel der Untersuchung Roland Baules, des Domzeremoniars sowie Leiters der Abteilung Liturgie und Kirchenmusik des Bistums Hildesheim, ist die Erforschung der Rezeption der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dafür wählt er zwei Gemeinden seines Bistums aus, St. Maria in Ahrbergen (S. 329–424) und St. Cyriakus in Braunschweig (S. 424–504), deren Kirchenneubauten 1968 bzw. 1973 fertiggestellt wurden. Bei beiden Bauprojekten fällt auf, dass weder die Ortsgeistlichen noch andere Repräsentanten der Gemeinde intensiver an den Planungen beteiligt waren. Deshalb verwundert es nicht, dass die Idee der Liturgie als Bauherrin beide Male nur bedingt umgesetzt wurde.
Der Verfasser bettet die Darstellung der Kirchen und der darin gefeierten Liturgie – Informationen erhebt er aus Protokollen der Gemeindegremien sowie Niederschriften der Geistlichen – in eine ausführliche Hinführung ein. Die vatikanische Liturgiereform ordnet er mit zeitgenössischen Autoren ein (S. 25–123). Die Situation des Bistums, in das nach dem Jahr 1945 mehr als 500 000 katholische Flüchtlinge kamen, sowie die beteiligten Protagonisten, z. B. Bischof Janssen, stellt er anschließend vor (S. 125–255). Dass dies zur Errichtung neuer Pfarreien und zu zahlreichen Kirchenneubauten führte, ist nachvollziehbar.
Bischof und Weihbischof setzten sich sehr für die Umsetzung der Liturgiereform ein. Die Ausbeute der Hildesheimer Diözesansynode 1968/69 im Hinblick auf die Liturgie blieb hingegen eher mager (S. 257–313). Die begrenzten finanziellen Mittel sind nicht der Grund dafür, dass die Liturgie sich in den Neubauten nur bedingt entfalten konnte. Eher dürfte die im Ausblick (S. 507–547) dargelegte Kreativität, mit der z. B. der neu gestaltete Hildesheimer Dom liturgisch bespielt wird, gefehlt haben. Ein in der Taufe gründendes, die vielfältigen liturgischen Kommunikationssituationen umsetzendes, neues ekklesiologisches Gemeindeverständnis könnte einen Weg in die Zukunft der Kirche und ihrer Bauten weisen.
Dr. Walter Zahner, Regensburg
Albert Gerhards: Distanz und Nähe. Ein Weg durch liturgische Räume und Zeiten in der Krise, Berlin: LIT-Verlag 2021; 153 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-14894-0
Der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards hat 43 seiner Predigten und Betrachtungen zusammengetragen, die er seit Beginn des ersten Lockdowns vor Ostern 2020 bis zum zweiten Lockdown nach der Jahreswende gehalten hat. Sie verstehen sich als ein Versuch, aus der Verknüpfung von biblisch-liturgischen mit heutigen Erfahrungen die in vieler Hinsicht belastende Bilanz des Krisenjahres produktiv zu deuten.
Manuel Uder, DLI, Trier