Alles im BlickEine Checkliste für ökumenische Gottesdienste

Eine
In ökumenischer Verantwortung stand das Leipziger Gottesdienstformat „Klagezeit“ (www.klagezeit-leipzig.de). Eine Klagewand aus Backsteinen lud in Anbetracht der Corona-Situation dazu ein, dort persönliche Klagen abzulegen und vor Gott zu tragen.© 2021, KNA GmbH, www.kna.de, All Rights Reserved

Von ökumenischen Gottesdiensten spricht man dann, wenn zwei oder mehr christliche Konfessionen an der Feier beteiligt sind. Damit die Feier gelingt, ist eine Absprache zwischen allen Beteiligten unumgänglich. Die folgende Checkliste bietet eine gute Hilfestellung:

  • Welche Feierform soll für den ökumenischen Gottesdienst verwendet werden?
    Ökumenische Gottesdienste beschränken sich naturgemäß auf solche Gottesdienstformen, die von den beteiligten Konfessionen ohne Bedenken mitgefeiert werden können. Dies sind in der Regel Wort-Gottes- Feiern bzw. Predigtgottesdienste, Gebetsund Meditationsgottesdienste (Andachten) und Tagzeitengottesdienste. Es bieten sich die Ablaufschemata in der Tabelle am Ende dieses Beitrags an (fakultative Elemente sind in Klammern aufgeführt).
  • Wie tragen wir dazu bei, die liturgischen Gaben und Schätze anderer Konfessionen kennenzulernen und wertzuschätzen?
    Es müssen nicht nur die genannten „klassischen“ ökumenischen Gottesdienste gefeiert werden, bei denen alles von allen mitgesprochen werden kann. Es sollten von Zeit zu Zeit auch konfessionell geprägte Elemente verwendet oder es sollte zur gastweisen Teilnahme an Gottesdiensten anderer Konfessionen eingeladen werden.
  • Welche Bibelübersetzungen verwenden wir?
    Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland haben vereinbart, in ökumenischen Gottesdiensten die Einheitsübersetzung der Bibel (2016) sowie die Lutherbibel (2017) als vorrangige Übertragungen gleichrangig zu verwenden. Daneben können auch andere (ökumenische) Bibelübertragungen verwendet werden (z. B. Gute-Nachricht-Bibel, Bibel in Leichter Sprache, BasisBibel). Im Gottesdienst sollte angegeben werden, welche Bibelübersetzung(en) Verwendung finden.
  • Welches Glaubensbekenntnis wird verwendet?
    Möglich sind die ökumenische Fassung des Nizäno-Konstantinopolitanums (GL 586,1/KG 245) oder des Apostolicums (GL 3,4/KG 31,3), ein Credo-Lied, ein Glaubensbekenntnis aus neuerer Zeit usw.
  • Wie gehen wir mit ökumenisch strittigen Themen um, vor allem mit Taufe und Eucharistie?
    Bei ökumenisch strittigen Fragen ist ein sensibler Umgang unverzichtbar. Zum Beispiel sollten beim Taufgedächtnis mitfeiernde Ungetaufte nicht vereinnahmt werden und über die Eucharistie-/ Abendmahlsverständnisse anderer Konfessionen wertschätzend gesprochen werden.
  • Wie formulieren wir Gebetstexte, Predigten usw.?
    Vor allem (aber nicht nur) bei Gottesdiensten im öffentlichen Raum ist ein besonderes Augenmerk auf die Sprache zu richten, d. h. Vermeidung von kirchlicher „Insidersprache“ bzw. von einer allzu floskelhaften Sprache.
  • Wer soll als Liturge bzw. Liturgin aktiv mitwirken?
    Bei der Auswahl der Liturgen bzw. Liturginnen ist auf Ausgewogenheit zu achten (Mitglieder aller beteiligten Kirchen, Männer/ Frauen, alt/jung, Amtsträger/Laien).
  • Welche liturgische Rollenverteilung ist vorgesehen?
    In ökumenischen Gottesdiensten ist es – sofern keine Dialogpredigt vorgesehen ist – üblich, dass die Predigt im Kirchenraum einer Gemeinde durch eine/n Vertreter/in einer anderen Konfession (auch aus der Orthodoxie aus den Freikirchen) gehalten wird. Der Schlusssegen kann von allen gemeinsam bzw. abwechselnd gesprochen werden usw.
  • Wie gehen wir mit liturgischen Gesten um?
    Zu klären ist, ob und wenn ja, welche Segensgeste am Schluss verwendet wird, welche Zeichenhandlungen bei einem Taufgedächtnis vollzogen werden, welche Symbole (z. B. Weihrauchspende beim Fürbittgebet) sonst noch zum Einsatz kommen usw.
  • Tragen die Liturgen bzw. Liturginnen liturgische Kleidung?
    Hierfür gibt es keine allgemeine Regel. Die Entscheidung ist je nach Anlass, Ort und Charakter der Feier zu treffen, sollte aber im Vorfeld abgesprochen werden. Dabei soll/darf jede Konfession sich ohne falsche Rücksichtnahme nach ihrer Tradition entscheiden.
  • Wie sorgen wir für Verhaltenssicherheit bei allen Beteiligten?
    Hilfreich sind für Liturgen bzw. Liturginnen kurze Hinweise, wie Ein- und Auszug gestaltet werden, welche Sitzordnung vorgesehen ist, an welchen Orten Wortverkündigung, Predigt und Gebet erfolgen (z. B. Lesepult/Ambo) usw. Für die Gemeinde kann es hilfreich sein, wenn im Liedblatt steht, wann man steht oder sitzt und welche Antworten die Gemeinde bei liturgischen Formeln gibt.
  • Wie gestalten wir, vor allem bei Feiern im Freien, den Ort, an dem wir Gottesdienst feiern?
    Zu klären sind z. B. die Gestaltung und die Position der folgenden Orte: Tisch/Altar, Kreuz, Blumen, Lesepult/Ambo, Kerzen, weitere Symbole. Bei einem gemeinsamen Taufgedächtnis ist auf eine entsprechende Schale mit Wasser zu achten.
  • Welche musikalische Gestaltung ist vorgesehen?
    Hierbei ist auf die örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten zu achten. Eventuell findet sich ein ökumenischer Projektchor bzw. eine Projektband, der/die den Gottesdienst mitgestaltet.
  • Wie erstellen wir Liedblätter, Texthefte o. ä.?
    Ein Textheft oder ein Liedblatt ist bei einem ökumenischen Gottesdienst schon deshalb obligatorisch, da oftmals nicht alle Lieder aus einem Gesangbuch (z. B. GL/KG oder EG) stammen. Bei der Gestaltung ist auf Lesbarkeit zu achten. Eventuell ist es sinnvoll, am Beginn eine kurze Hinführung zur Feier zu geben und/oder kleine Hinweise für die Liturgen bzw. Liturginnen und für die Gemeinde einzufügen. Ebenso hat es sich bewährt, auf dem Liedblatt die Namen der Liturgen bzw. Liturginnen und aller Mitwirkenden abzudrucken.
  • Wie weisen wir innerhalb unserer Gemeinden auf den geplanten Gottesdienst hin?
    Es sollte einen gemeinsamen Ankündigungstext für alle kirchlichen und sonstigen Medien (Pfarr-/Gemeindebrief, Amtsblatt, Internet usw.) geben.
Ökumenische Gottesdienste – Formen
Wort-Gottes-Feier/
Predigtgottesdienst
Gebets- und Medita-
tionsgottesdienst (Andacht)
Tagzeitengottesdienst

Eröffnung
Gesang/Musik
Liturgischer Gruß
Einführung
(Schuldbekenntnis)
Christusrufe
Gebet

Verkündigung
Lesung
Antwortgesang/Psalm
Evangelium
Auslegung und Deutung
Stille

Antwort der Gemeinde
(Lobpreis)
Gesang
(Zeichenhandlung)
Glaubensbekenntnis
(Gesang)
Fürbitten
Vaterunser

Abschluss
Segensbitte
Entlassung
Gesang/Musik

Sammeln
Gruß und Einführung
Gesang
Gebet oder Psalm

Hören – Betrachten – Antworten
Lesung
Auslegung
Gesang

Senden – Segnen
Gebet
Segen

Eröffnung
Eröffnungsruf
(Einstimmung/Gebet)
Musik/Gesang (Hymnus)

Psalmodie und Verkündigung
Psalm/Canticum
(Psalmkollekte/Psalmoration)
Lesung
(Betrachtung/Meditation/Antwortelement)
Gesang aus dem
Evangelium

Gebet
Bitten/Fürbitten
Vaterunser
Schlussgebet

Abschluss
Segen/Sendung
Gesang

Die Zusammenstellung ist in ihren wesentlichen Teilen an der Broschüre „Checkliste für ökumenische Projekte“ der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen – Region Südwest ausgerichtet (vgl. www.ack-suedwest.de).

Anzeige: SCHOTT Messbuch - Für die Wochentage - Band 1: Geprägte Zeiten

Die Zeitschrift Gottesdienst im Abo

Unsere Zeitschrift bietet Ihnen Beiträge zu Grundfragen und neuen Entwicklungen im Bereich gottesdienstlicher Feiern, einen Praxisteil mit erprobten Textvorlagen und konkreten Modellen für den katholischen Gottesdienst sowie Hinweise auf aktuelle Vorgänge, Ereignisse und Tagungen. 

Zum Kennenlernen: 3 Heft gratis

Jetzt testen