Seit der Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils und entsprechend der Grundordnung des Kirchenjahres von 1969 beginnt die Weihnachtszeit mit der Ersten Vesper der Geburt des Herrn am Abend des 24. Dezembers und endet mit der Zweiten Vesper am Sonntag nach dem 6. Januar, dem Fest der Taufe des Herrn. Mit dem Montag danach beginnt die Zeit im Jahreskreis. Mit dem Ende der Weihnachtszeit sollte dann auch der Christbaum ausgedient haben. Manchen ist freilich diese Weihnachtszeit zu kurz und sie sagen: „Früher hat doch die Weihnachtszeit bis ‚Lichtmess‘ gedauert!“ Aber ist das korrekt?
Der Liturgiewissenschaftler Joseph Pascher beschreibt in seinem Werk „Das Liturgische Jahr“ (München 1963, S. 430) die Situation vor der Liturgiereform: „Mit dem ersten Sonntag nach Erscheinung des Herrn tritt wieder der Wochenrhythmus des Kirchenjahres in Kraft.“ Nach der Oktav von Epiphanie (13. Januar) „gelten jedoch die typischen Wochenoffizien in Brevier und Messe wieder. Nur Spuren in den Sonntagsgesängen zeigen noch eine Rückerinnerung an Weihnachten im sonntäglichen Ostergedächtnis.“ Mit diesen „Spuren“ ist freilich nicht gesagt, dass die Weihnachtszeit weiterging. Laut „SCHOTT“ (Messbuch) von 1966 war die liturgische Farbe der sechs „Sonntage nach Erscheinung“ ab dem 13. Januar Grün, und es wurde die gewöhnliche Sonntagspräfation von der allerheiligsten Dreifaltigkeit gebetet. Die aufgrund eines frühen Ostertermins ausgefallenen „Sonntage nach Erscheinung“ wurden im November nach dem „23. Sonntag nach Pfingsten“ nachgeholt. Hätte man dann bereits im November die Christbäume aufstellen müssen? Und wenn bei dem frühesten möglichen Ostertermin bereits am 18. Januar mit dem Sonntag Septuagesima die „Vorfastenzeit“ begann und die liturgische Farbe bereits Violett war, wurde dann etwa aus dem Weihnachtsbaum ein „Fastenbaum“?
Fazit: Auch in der Zeit vor der Liturgiereform hat die Weihnachtszeit nicht bis „Mariä Lichtmess“ gedauert, selbst wenn dann – in Ermangelung einer eigenen Präfation – die Präfation von Weihnachten verwendet wurde. Das Fest der Darstellung des Herrn war und ist ein Herrenfest außerhalb des Weihnachtsfestkreises, und es kann auch ohne Christbäume würdig gefeiert werden, vor allem mit Kerzensegnung und Lichterprozession am Abend. Die Weihnachtszeit lässt sich am Fest der Taufe des Herrn mit einer gut gestalteten Weihnachtsvesper sinnvoll abschließen.
Pfr. i. R. Siegfried Herböck, Rotthalmünster