Christian Bauer/Wilhelm Rees (Hg.): Laienpredigt – Neue pastorale Chancen, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2021; 341 S.; 28,00 €; ISBN 978-3-451-38963-4
Zu den „heißen Eisen“, über die in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten kontroverse Diskussionen ausgetragen werden, gehört die „Laienpredigt“, d. h. die Homilie in der Eucharistiefeier durch Christinnen oder Christen, die kein ordiniertes Amt (Bischof, Priester, Diakon) innehaben. Can. 767 § 1 CIC/1983 sowie darauf aufbauende kirchenrechtliche Vorgaben betonen die exklusive Verwobenheit von Weihesakrament und Auslegung des Wortes Gottes innerhalb der Messfeier. Nichtsdestotrotz gibt es weltweit Laien, meist Frauen und Männer mit theologisch- pastoraler Ausbildung, die ungeachtet kanonischer Schranken regelmäßig im Rahmen der sonntäglichen Eucharistiefeier mit Kompetenz und Strahlkraft predigen. Ist es an der Zeit, das Kirchenrecht bezüglich des Verbots der Laienpredigt zu reformieren? – Dieser Frage geht der oben genannte Aufsatzband im theologisch-interdisziplinären Dialog und mit Blick auf konkretes Veränderungspotenzial nach. Auch aus liturgiewissenschaftlicher Sicht (Benedikt Kranemann) wird angefragt, ob das kirchenamtliche Verbot der Laienpredigt der Liturgietheologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, insbesondere dem Konzept der participatio actuosa oder dem Verständnis, dass die ganze gottesdienstliche Versammlung Trägerin der Liturgie ist, voll entspricht.
Manuel Uder, Trier
Stephan Knops: Gemeinsames Priestertum und Laienpredigt. Die nachkonziliare Diskussion in der BRD bis zur Würzburger Synode (Freiburger theologische Studien 188), Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2019; 775 S.; 98,00 €; ISBN 978-3-451-38410-3
Die Studie zeichnet die bewegte nachkonziliare Diskussion um das Gemeinsame Priestertum und die Laienpredigt in der Bundesrepublik Deutschland nach. Als Ausgangspunkt wählt der Autor die ekklesiologischen Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dieses hat die Rede vom Gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen zwar neu ins Bewusstsein gehoben, jedoch nur ansatzweise erläutert – insbesondere wie es sich vom Weiheamt abgrenzt. Die in der pastoralen Praxis der damaligen Zeit erst langsam als Notwendigkeit erachtete Laienpredigt war für das Konzil noch kein Thema. Dies führte in den von Aufbruchstimmung geprägten Folgejahren zu intensiven, teils zähen Debatten, vor allem innerhalb des deutschen Episkopats. Höhepunkt dieser Entwicklungen war der Beschluss der „Würzburger Synode“ (1971–75), die Laienpredigt, auch in der Eucharistiefeier, zu erlauben – eine Entscheidung, die in den 1980er Jahren aufgrund kirchenrechtlicher Einschränkungen zurückgenommen werden musste. Dieses spannende „kirchenhistorische Intermezzo“, das Auswirkungen bis zum heutigen Tag hat, steht im Zentrum der Studie, die sich gleichermaßen durch wissenschaftliche Akribie und durch Lesbarkeit auszeichnet.
Manuel Uder, Trier