Stephan Wahle/Meinrad Walter: Im Klangraum der Messe. Wie Musik und Glaube sich inspirieren, Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2021; 224 S.; 24,00 €; ISBN 978-3-451-39140-8
Eine „Messerklärung“ besonderer Art stellt die Neuerscheinung „Im Klangraum der Messe“ des Liturgiewissenschaftlers Stephan Wahle und des Kirchenmusikers Meinrad Walter (beide Freiburg i. Br.) dar. Die Autoren bieten eine Erschließung der einzelnen Teile der Messfeier. Der Clou dabei: Dies geschieht nicht (vornehmlich) anhand der liturgischen Texte, sondern mit Hilfe musikalischer Kompositionen. Die Auswahl der besprochenen Stücke ist epochen-, aber auch konfessions- und sogar religionsübergreifend: So haben z. B. Georg Friedrich Händels „Glory to God“ aus dem Oratorium „Messias“ (1741) ebenso Eingang in das Buch gefunden wie die synagogale Vertonung des 23. Psalms (1879) durch Louis Lewandowski oder das zeitgenössische Vaterunser (2005) des estnischen Star-Komponisten Arvo Pärt. Das Buch zeigt nicht nur eindrücklich, wie die Messfeier Komponisten und Lieddichter – wo sind eigentlich die Komponistinnen und Lieddichterinnen? – beeinflusst hat. In der theologischen und musikwissenschaftlichen Beschäftigung mit den einzelnen Werken dringt man besonders tief in den Sinngehalt der einzelnen liturgischen Elemente sowie der gesamten Feier ein. QR-Codes helfen dabei, Vertonungen aller vorgestellten Stücke im Internet aufzurufen, was man unbedingt vor dem Lesen der einzelnen Kapitel tun sollte.
Manuel Uder, DLI, Trier
Heinrich Kahlefeld: Voll Freude war ich. Deutschsprachige gregorianische Gesänge, hg. vom Oratorium des hl. Philipp Neri (München) und Patmos e. V. (München), München: Patmos e. V. 2020; 295 S.; 23,00 € (inkl. Porto)
Die sogenannte „Deutsche Gregorianik“, die mehr oder weniger freie Übertragung der lateinischen, im Mittelalter entstandenen gregorianischen Gesänge in die deutsche Sprache, spaltet bis heute die Gemüter: Ist es angemessen, die Melodien des Gregorianischen Chorals, der von engstem theologischem Bezug zwischen Melodie und lateinischer Sprache lebt, mit deutschem Text zu unterlegen oder gar neue Gesänge im Stil einer längst vergangenen Epoche zu schaffen? Eine Antwort in Bezug auf die Praxis bietet die neu erschienene Sammlung mit „deutschsprachigen gregorianischen Gesängen“ von Heinrich Kahlefeld (1903–1980), die dieser ab den 1930er Jahren für den Gebrauch in der Liturgie schuf. Sie bietet Messordinarien, Proprien, Vesper-Formulare und eine Komplet. Darunter finden sich Melodien, deren gregorianische Vorlage klar erkennbar ist, aber auch zahlreiche Neukompositionen im „Stil“ der Gregorianik. Wer sich mit Deutscher Gregorianik und den Gesängen von Kahlefeld beschäftigen möchte, kann mit der vorliegenden Publikation aus dem Vollen schöpfen. Es bleibt spannend, wie sich die Rezeption Deutscher Gregorianik in der kirchenmusikalischen Praxis in den kommenden Jahren gestalten wird.
Kantor Axel Simon, Trier