Erst fühlen, dann verstehen

Es las sich fast, als ob es eine Überraschung wäre, dass Kinder von ganz klein auf die Atmosphäre des Gottesdienstes in sich aufnehmen, auch wenn sie Zusammenhänge noch gar nicht verstehen können. Das ist für mich keine Überraschung. Ich habe es wie viele andere aus meiner Generation das Selbstverständlichste, weil wir es selber erfahren und erlebt haben. Ich wäre wohl nie Priester geworden, wenn ich nicht von klein auf in das gottesdienstliche Leben hineingewachsen wäre. Es hat mir einfach Freude gemacht, mich fasziniert und nicht mehr losgelassen. Dabei muss ich den Menschen, besonders meiner Familie, danken, die mir den Zugang möglich machten, indem sie mit ihrem Leben ein Beispiel gegeben haben, mein Interesse förderten, auch wenn sie manche bohrende Fragen meinerseits manchmal nicht beantworten konnten, und die meine Freude geteilt haben. Ich wünschte, das viele Kinder das heute auch so erleben könnten.
Nebenbei gesagt: Eigene Kindergottesdienste, vor allem Schulgottesdienste mochte ich nicht. Ich wollte lieber hineinwachsen in den Gottesdienst, in dem ich mich auch von den Erwachsenen angenommen fühlte.

Roland Bachleitner, Pfr.em.