Liborius Olaf Lumma: Wer macht was im Gottesdienst? Die handelnden Personen und ihre Aufgaben. Theologische Erschließung – Praktische Tipps, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2021; 176 S.; 16,95 €; ISBN 978-3-7917-3284-8
Der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Liborius Olaf Lumma hat eine lesens- und beachtenswerte Erschließung aller im Gottesdienst handelnden Personen vorgelegt: von der versammelten Gemeinde über die den Weiheämtern vorbehaltenen Aufgaben bis hin zu den Diensten, die (in der Regel) den Laien zukommen. Theologisch und praktisch in den Blick genommen werden dabei auch Dienste, die in vielen anderen Liturgieerklärungen nur am Rande vorkommen, wie z. B. Chormitglieder oder Instrumentalisten. Ein eigenes Kapitel bietet Impulse für das gemeinsame Vorbereiten der Liturgie.
Es geht in dem Buch allerdings nicht nur um die liturgischen Rollenträger, sondern auch um die Frage nach Macht. Wie wenig harmlos die Frage „Wer macht was im Gottesdienst?“ ist, zeigt schon die Überschrift des ersten Kapitels: „Rollenspiele, Macht und Drehbücher – eine Annäherung an den katholischen Gottesdienst“. Es sei gleich gesagt: Der Autor lässt sich nicht auf eine kirchenpolitische Position fixieren. Er vertritt die Auffassung, dass die Rolle in der Liturgie an die Stelle der Macht tritt, da bei der Verwendung eines verbindlichen liturgischen Buchs die Rollen festgelegt sind, so dass alle in derselben Weise daran gebunden sind. Das reduziere und bändige Macht und Übergriffigkeit (vgl. S. 24). Dass vorgegebene Rollen unterschiedlich ausgeübt werden, ist Lumma selbstverständlich durchaus bewusst (vgl. S. 81). Mit der Frage, wie eine Rolle ausgeübt wird, kommt die Machtfrage im Falle des Vorsteherdienstes (nicht nur des Priesters!) dann allerdings doch wieder ins Spiel.
Die Machtfrage mit der vorgegebenen Rollenverteilung eines liturgischen Buches zu verbinden, entbindet dann gerade nicht von der Verpflichtung, Anweisungen für Rollenträger kritisch zu überprüfen. Das tut Lumma. Zwei Beispiele:
- Zum Vortrag des Evangeliums in einer Eucharistiefeier heißt es: „… wäre es besser, wenn bei fehlendem Diakon das Evangelium nicht vom Vorsteher, sondern von einem Lektor gelesen würde, damit der Vorsteher immer ‚Hörender des Evangeliums‘ bleibt. Leider ist diese Variante derzeit nicht im liturgischen Recht vorgesehen“ (S. 93).
- Den Vorsteherdienst übt eine Person aus, die die Eröffnungsformel zu Beginn, die Segensformel zum Schluss und an Gott gerichtete Gebete übernimmt und zwar unabhängig von der Kleidung, der Gestik oder dem Platz im Kirchenraum (S. 82 f.). Damit steht die Frage im Raum, ob nur ordinierte Vorsteher die Gruß- und Segensformeln in der Ihr-Form (Der Herr sei mit euch; Es segne euch …) sprechen und ob nur sie die Segensgeste über alle zeichnen dürfen. Lumma spricht sich auch mit Bezug auf ein erneuertes Konzept der niederen Weihen dafür aus, dass alle Vorstehenden das Gruß- und Segensritual wie Ordinierte ausführen.
Ein Buch, das nicht nur solide Informationen bietet, sondern zugleich zur Diskussion einlädt.
Dr. Gunda Brüske, Freiburg i. Üe./Manuel Uder, Trier