Am Tag nach dem Fest der Darstellung des Herrn, dem Gedenktag des heiligen Blasius (3. Februar), wird in zahlreichen Gemeinden zum Blasiussegen eingeladen. Charakteristisch für die damit verbundene Zeichenhandlung sind zwei brennende Kerzen, die in Form eines Andreaskreuzes gehalten werden. Während das Licht ganz allgemein auf die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen und auf seine schützende Nähe verweist, bringen die Segensgebete des Benediktionale konkret ins Wort, was den Blasiussegen seit Jahrhunderten kennzeichnet: der Wunsch nach Bewahrung vor „Halskrankheiten und allem Bösen“ bzw. die Sehnsucht nach „Gesundheit und Heil“ (S. 52). Und tatsächlich: Der Winter ist eine Zeit, in der man sich schnell eine Erkältung oder eine Halsentzündung einfängt. Da kann ein spezieller Segen nur guttun. Also besser, „man nimmt ihn mit“. Manch ein Priester (oder Laie) denkt im Stillen sicherlich auch: „Dieses Angebot bringt hoffentlich mehr Leute in die Kirche.“
Segen – wofür? – Heilung – wovon?
Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein waren die Menschen den meisten schweren Krankheiten hilflos ausgeliefert. Dies betraf insbesondere Infektionskrankheiten, zu denen auch die meisten Halsleiden gehören. Was lag da näher, als sich in diesen Fällen an die Heiligen zu wenden, vor allem an jene, die zu ihren Lebzeiten mit Heilungswundern in Verbindung gebracht wurden? War es dem heiligen Blasius nicht gelungen, einem Jungen auf wundersame Weise eine gefährliche Fischgräte aus dem Hals zu entfernen und ihn damit vor dem sicheren Erstickungstod zu retten? Wer ein solches Wunder vollbringen kann, der kann auch helfen, wenn es aus anderen Gründen im Hals weh tut.
Heute dagegen wird der Blasiussegen vielerorts umgedeutet. Zu sehr haftet ihm an, ein magisches Relikt einer voraufgeklärten Zeit zu sein, das „vom Volk“ immer noch als Schutzzauber vor Halskrankheiten missverstanden zu werden droht. Eine Entschärfung scheint daher schon aus rationalen Gründen angebracht: „Der Blasiussegen ist nicht beschränkt: Gott heilt, woran wir schwer zu schlucken haben“, durfte man daher vor einigen Jahren in einem Direktorium lesen. Und auch im Benediktionale spiegelt sich die Tendenz wider, den Wirkungskreis des Blasiussegens universal zu fassen. So lässt etwa das dritte Segensgebet zur Auswahl den Gesundheitsaspekt komplett weg und formuliert: „Der Herr behüte dein Leben. Auf die Fürsprache des heiligen Blasius segne dich der allmächtige Gott …“ (S. 52). Wo immer wir im Leben mit Problemen zu kämpfen haben, möge sich der heilige Blasius fürbittend an unsere Seite stellen, damit der Herr seine Gegenwart wirkmächtig werden lässt.
Heil(-ung) als Segen Gottes
Heute geht man in eine Apotheke, eine Arztpraxis oder direkt in die Notaufnahme, wenn man krank ist. Eine/n Heilige/n bei einer bestimmten Krankheit anzurufen, käme nur noch den wenigsten in den Sinn. Ist der Blasiussegen deshalb überflüssig geworden? Oder lässt sich seine Bedeutung neu erschließen?
- Es wäre wichtig, aufzuzeigen, wie sehr wir Menschen von Gott gesegnet sind, weil wir – auch dank christlicher Forscherinnen und Forscher! – naturwissenschaftliche Methoden entwickelt haben, die sich in medizinisch-pharmazeutischer Nutzanwendung niederschlagen.
- Es wäre sinnvoll, darauf hinzuweisen, wie sehr wir unsere Lebensqualität Gott verdanken, der einerseits die Naturgesetze in die Natur hineingelegt hat, damit wir sie entdecken können, und der andererseits dem Menschen den Verstand verliehen hat, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Technik umzusetzen und sie zum Wohl der Menschen anzuwenden.
- Wir sind schließlich zu Dank verpflichtet, weil Gott uns Jesus Christus gesandt hat, der sich für Arme und Notleidende eingesetzt hat und in dessen Auftrag die Kirche zur Humanisierung der Welt beigetragen hat.
Ein neuer Akzent
Die Konsequenz ist dann ein Blasiussegen, in dem Dank, Bitte und Segen für Gottes Schöpfung gerade im Hinblick auf Krankheit und Heilung sowie die damit zusammenhängenden Berufsfelder miteinander verbunden werden.
Zum Schluss stellt sich die Frage, welche Zeichen und Zeichenhandlungen im Zusammenhang mit diesem Segen sinnvoll sind: z. B. das Berühren durch Auflegen der Hände. Und warum eigentlich nicht das Segnen mit den gekreuzten Kerzen mit ihrer reichen Lichtsymbolik beibehalten?
Zum Blasiussegen
- Wechselgebet:
Leiter/in: Gelobt seist du, Herr, unser Gott, du hast uns Jesus, deinen Sohn, gesandt. Er hat Krankheiten an Seele und Leib geheilt.
– Alle: Gelobt seist du, Herr, unser Gott.
L: Gelobt seist du, Herr, unser Gott, du hast uns deinen Heiligen Geist gesandt. Er treibt Christinnen und Christen auf der ganzen Welt an, dem Beispiel Jesu zu folgen.
– A: Gelobt seist du, Herr, unser Gott.
L: Gelobt seist du, Herr, unser Gott, du hast heilende Kräfte in deine Schöpfung hineingelegt, die uns helfen.
– A: Gelobt seist du, Herr, unser Gott.
L: Gelobt seist du, Herr, unser Gott, du hast die Menschen mit Verstand und Willen ausgestattet, um die Natur zu erforschen und sich ihre Kräfte dienstbar zu machen.
– A: Gelobt seist du, Herr, unser Gott.
- Oration:
L: Lasset uns beten. – Stille – Barmherziger Gott, wir bitten dich, sei allen Frauen und Männern nahe, die in Gesundheitsberufen und in der medizinisch-pharmazeutischen Forschung den Menschen dienen. Hilf uns, mit unserer Gesundheit sorgsam umzugehen und zu helfen, wenn andere krank und hinfällig sind. Bewahre uns in diesen Tagen vor Krankheiten, damit wir stets mit unserer Stimme dich loben und deine Frohe Botschaft weitersagen können. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
– A: Amen.
- Blasiussegen:
L: Der allmächtige Gott schenke dir Gesundheit und Heil. Er segne dich auf die Fürsprache des heiligen Bischofs Blasius durch Christus, unseren Herrn.
– Amen.
- Schlusssegen:
L: Es segne euch/uns der gütige Gott: der Vater, der die Welt erschaffen hat, der Sohn, der sich für uns hingegeben hat, und der Heilige Geist, der uns drängt, die Welt menschenwürdiger zu gestalten, jetzt und in Ewigkeit.
– A: Amen.