Benedikt Kranemann/Lea Lerch/Stephan Winter (Hg.): Liturgie und Pastoral im Kontext von Pandemien und Epidemien. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart (LQF 117), Münster: Aschendorff Verlag 2024; 387 S.; 63,00 €; ISBN 978-3-402-11296-0
Der Sammelband beleuchtet die Rolle religiöser Rituale und liturgischer Praktiken in Krisenzeiten, insbesondere während der Coronapandemie. Die vierzehn Beiträge untersuchen aus theologischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive, wie Liturgie und pastorales Handeln vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart hinein als Antwort auf menschliches Leid fungieren, Versöhnung zwischen Gott und Mensch herstellen und Orientierung sowie Hoffnung bieten können.
Themen sind z. B. Wallfahrten während Pandemien und ihre theologischen sowie rituellen Akzente (Stefan Böntert), Rituale im Umgang mit Kranken und Sterbenden während der Reformationszeit (Michael Basse), Seuchenliturgien seit dem 16. Jahrhundert (Benedikt Kranemann) oder die Rolle von Andachts- und Gesangbüchern während der Aufklärung (Martin Lüstraeten). Weitere Beiträge beschäftigen sich z. B. mit dem Oberammergauer Passionsspiel und seinen Wurzeln in der Pestzeit (Beatrice Petrik) oder dem Konzept eines strafenden Gottes, das sich besonders in der AIDS-Krise der 1980er Jahre zeigte (Florian Bock).
Der Band liefert einen fundierten und vielseitigen Überblick darüber, wie liturgische und pastorale Praxis als Reaktion auf Pandemien über die Jahrhunderte hinweg verstanden und gestaltet wurden.
Alexander Deeg/Christian Lehnert (Hg.): Erfahrenes Heil. Gottesdienst und Heilung (Beiträge zu Liturgie und Spiritualität 36), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2024; 236 S.; 35,00 €; ISBN 978-3-374-07653-6
Der Sammelband „Erfahrenes Heil“ thematisiert, inwiefern Gottesdienste und liturgische Praktiken Heil und Heilung vermitteln können. Historische Rückblicke auf die theologischen Deutungen von Seuchen und pietistische Ansätze zu Medizin und Heilung bieten wertvolle Einblicke in die Entwicklung liturgischer Riten und Elemente, die mit Heilung und Trost verbunden sind.
Besonders hervorzuheben sind die Beiträge zu „Heilungsabenden“ im evangelikalen Raum (Stefan Schweyer) oder zum Exorzismus Besessener im Katholizismus (Martin Lüstraeten), die die Verbindung von Heilung und liturgischer Praxis beleuchten. Reflektiert wird auch über die Rolle der Liturgie in der Vermittlung von Resilienz und der Stärkung des Glaubens in verletzlichen Lebenslagen (Hildegard Keul).
Die interdisziplinären Ansätze der zwölf inhaltlich sehr unterschiedlichen Beiträge laden dazu ein, über die aktuelle Bedeutung liturgischer Formen in Krisenzeiten nachzudenken. – Der Band, der sowohl historische als auch zeitgenössische Perspektiven vereint, ist ein lesenswerter Beitrag zur Relevanz der Liturgie in Kontext von Krankheit und Heilung.
Dr. Manuel Uder, DLI, Trier