„Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch alle Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen. […] Tröstet also einander mit diesen Worten!“ So schreibt Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Thessalonich. Die Verbundenheit mit den Toten, das Gebet für sie und das Trösten der Hinterbliebenen ist den Christen immer schon ein wichtiges Anliegen gewesen. In der frühen Kirche war es geprägt von österlicher Auferstehungshoffnung.
Seit dem Mittelalter begeht die Kirche am 2. November als Gedenktag aller Verstorbenen das Fest „Allerseelen“. Da der Leib vergänglich ist, sprach man von der „armen Seele“ und meinte den unvergänglichen inneren Kern einer Person: ihr Wesen, ihre Persönlichkeit. Angst vor dem strafenden Gott und ein ausgeprägtes Sündenbewusstsein haben in dieser Zeit die Auferstehungshoffnung überlagert und zu einer Überbetonung des Fürbittgebets sowie zur Vorstellung des Ableisten-Könnens von Sündenstrafen und Jenseitsqualen geführt.
Heute betont die Kirche (wieder) stärker die österliche Hoffnung, die dankbare Erinnerung an die Verstorbenen und das fürbittende Gebet für sie sowie den Trost der Lebenden. Liturgische Elemente des Allerseelentages waren bzw. sind: Glockengeläut, Stundengebet und Totenmesse, Prozession zum Friedhof, Licht der Osterkerze und Lichter auf den Gräbern, Weihrauchinzens und Weihwasser-Besprengung der Gräber. Im liturgischen Kalender hat Allerseelen einen so hohen Rang, dass es sogar die Sonntagsfeier bestimmen kann.
Redaktion