Vom lateinischen Wort adolere (= brennen) abgeleitet, bezeichnete der Altar in der Antike die Stätte, an der den Göttern bzw. im alttestamentlichen Judentum Jahwe, Tieropfer dargebracht wurden. Der Altar befand sich außerhalb des Tempels, da dieser als Haus Gottes der Gemeinde nicht zugänglich war. Seinem Zweck entsprechend, bestand der Altar oft aus einem Steinblock. Da Jesus Christus sich als einmaliges Opfer Gott dem Vater dargebracht hat, kennt das Christentum keine weiteren Opfer im o. g. Sinne. Der Altar in einer christlichen Kirche wird daher verstanden als Tisch (lat. mensa) der eucharistischen Mahlgemeinschaft und als Ort der Vergegenwärtigung des Todes Christi am Kreuz und seiner Auferstehung.
Seit dem frühen Christentum wurden Altäre über den Gräbern von Märtyrern errichtet. Später wurde eine Heiligenreliquie in den Stein eingesetzt. Ab dem frühen Mittelalter rückte der Altar an die Rückwand des Chorraums und der Altarraum wurde durch Schranken von der Gemeinde abgetrennt. Außerdem entstanden mit Aufkommen der Privatmessen zahlreiche Nebenaltäre in den Kirchen. Durch die Neuordnung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird der Altar heute wieder frei im Raum stehend gebaut, so dass er vom Priester umschritten werden kann. Auch darf in neuen Kirchen nur ein feststehender Altar errichtet werden, womit die Einheit der Gemeinde mit dem einen Erlöser Jesus Christus verdeutlicht wird (vgl. Pontifikale 4). Als Symbol für Jesus Christus, den Felsen (1 Kor 10, 4), Schlussstein (Eph 2, 20) und Eckstein (Apg 4, 11), ist er oft aus Naturstein gefertigt; zugelassen sind jedoch auch andere passende, angemessene und haltbare Materialien.
Eduard Nagel
Ein Leser schreibt dazu:
(...) Zu dem Artikel „Altartuch - ein Tischtuch“ (...) ist mir der Gedanke gekommen, dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen einer guten Praxis und ihrer spirituellen Begründung. Die spirituelle Begründung kann zu einer angemessenen Praxis beitragen.
Die drei Tücher auf dem Altar, in denen man früher einen Hinweis auf die Gewänder Jesu gesehen hat, haben auch einen ganz praktischen Grund. Als ehemaliger Mesner in einer alten Stiftskirche habe ich die drei Tücher als echte Notwendigkeit erkannt. Gerade in alten Kirchen herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, und die alten Altäre sind nicht so trocken und sauber wie ein moderner Tisch. Ein grobes Leinen war ein wichtiger Schutz und eine gute Unterlage für die meist dünnen und empfindlicheren Altartücher. Ich habe oft Schimmel und Stockflecken gesehen. Und ein Abdecktuch als Schutz gegen Schmutz (wie Sie es auch erwähnt haben) erweist sich ebenso als Notwendigkeit.
Ich erlebe jetzt als Priester immer wieder verdreckte Altartücher, wenn ich Kirchen besuche. Es schmerzt mich sehr, wenn ich sehe, wie das, was wir als das Allerheiligste bezeichnen, jeglicher Sauberkeit entbehrt, von Ehrfurcht ganz zu schweigen.
Wenn wir in der Kirche schon kein Interesse für die spirituelle Deutung der Altartücher mehr zeigen, so sollten wir uns wenigstens von Hotels und Gasthäusern in Punkto Ästhetik und praktischen Elementen etwas sagen lassen.
Es ist traurig genug, dass über die Ästhetik des Altars hinaus so viel aus unserem spirituellen und liturgischen Leben in die profane Welt abgewandert ist. Ich bin überzeugt, dass eine würdige Liturgiefeier und ein würdiger Umgang mit dem Allerheiligsten das liturgische Leben hebt und belebt. Das bedeutet auch: Keine verbeulten Kelche und Hostienschalen, keine verschmutzte und schmuddelige Altarwäsche, keine zerrissenen und schmierigen Bücher, keine künstlichen Blumen und Kerzen, kein voll gerammelter Altar, …!
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck