Im alttestamentlichen Sinn ist das Blut der Sitz des Lebens. Der Mensch ist durch die Sünde von Gott und somit von der Quelle des Lebens getrennt. Durch das Besprengen von Opferblut konnte nach alttestamentlicher Vorstellung das Leben des Menschen gereinigt und geschützt werden. Zu diesem Zweck wurden auch die Pfosten und Stürze der Haustüren der Israeliten vor dem Auszug aus Ägypten mit dem Blut des Opferlammes bestrichen (Ex 12, 7). "Blut vergießen" ist gleichzeitig Bild für "einen gewaltsamen Tod erleiden". Blut ist auch ein Bundeszeichen. Der Bund, den Gott mit Israel am Berg Sinai schließt, wird dadurch besiegelt, dass das Volk von Mose mit Blut besprengt wird (Ex 24, 8).
Da das Blut eines Lebewesens Gott gehört, darf es im Judentum wie auch im Islam nicht genossen werden. Im Neuen Testament ist es Jesus, der durch sein Blut die Menschen mit Gott versöhnt und jedes weitere Opfer überflüssig macht. In den Einsetzungsworten des Hochgebetes heißt es: "Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden" (vgl. 1 Kor 11, 25).