Das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi", so die offizielle liturgische Bezeichnung von Fronleichnam (mittelhochdt. vrône lîchnam = „des Herren Leib"), wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag begangen. Die Wahl des Wochentags bezieht sich auf den Gründonnerstag als Tag der Einsetzung der Eucharistie. Seinen inhaltlichen Ursprung hat das Fest in dem seit dem Mittelalter verbreiteten Glauben, dass Christus in den eucharistischen Gestalten dauerhaft real gegenwärtig sei. Damit einher ging ein Verlangen der Gläubigen, diese so oft wie möglich vor Augen zu haben („Schaufrömmigkeit"). Problemlos sichtbar gemacht werden konnte jedoch allein das Brot, sodass sich im Laufe der Zeit ihm allein das allgemeine Interesse zuwandte.
Die Anregung, ein eigenes Fest zu schaffen, kam von der Augustinerchorfrau Juliane von Lüttich (gest. 1258), die in einer Vision den an einer Stelle verdunkelten Mond sah. Christus habe ihr erklärt, dass der Himmelskörper das Kirchenjahr und der dunkle Fleck das Fehlen eines besonderen Sakramentsfestes symbolisiere. Ein solches führte 1246 zuerst der Bischof von Lüttich für seine Diözese ein und Papst Urban IV. 1264 dann für die ganze Kirche. Das auffälligste Feierelement ist ab dem 14. Jh. bis heute die feierliche Sakramentsprozession, bei der die konsekrierte Hostie in einem kostbaren Schaugefäß (Monstranz) mitgeführt wird. Im deutschen Sprachraum ist sie oft als ausgedehnter Flurgang mit vier Stationen und einem aufwändigen Begleitbrauchtum gestaltet. Vielerorts wird auch statt einer Prozession öffentlich die Eucharistie gefeiert.
Manuel Uder