Das Gebet für andere, für die Nöte der Menschen und um das Heil der Welt ist für Christen eine ganz wichtige Aufgabe und hat daher seit ältester Zeit einen festen Platz im Gottesdienst. Die katholische Liturgie unterscheidet zwischen „Bitten“ und „Fürbitten“: Während der Beter in den Bitten für seine eigenen Anliegen betet – so etwa in den Laudes (dem kirchlichen Morgenlob) –, betet die Gemeinde in den „Fürbitten“ grundsätzlich für andere Menschen und deren Nöte und Sorgen. Fürbitten haben ihren Platz in der Vesper (dem kirchlichen Abendlob) und in der Eucharistiefeier.
In der Eucharistiefeier halten wir Fürbitten nach Schriftverkündigung, -auslegung (Homilie) und Glaubensbekenntnis, bevor mit der Gabenbereitung der Eucharistieteil der Feier beginnt. In Vesper/Abendlob, in Wortgottesdiensten sowie in manchen Andachten hat das Fürbittgebet seinen Platz gegen Ende der Feier unmittelbar vor dem Vaterunser.
Das liturgische Element der Fürbitten heißt auch „Allgemeines Gebet“ oder „Gebet der Gläubigen“. Die Begriffe verdeutlichen, dass es sich um ein einziges Gebetsgeschehen handelt, das in einer einheitlichen Form vollzogen wird, wobei eine Gebetseinladung und eine abschließende Oration mehrere einzelne Gebetsanliegen rahmen. „Allgemein“ ist das Fürbittgebet, weil es nicht spontanes Privatgebet einzelner ist, sondern gemeinsames Gebet aller Versammelten und der ganzen Kirche. Es ist nicht Aufgabe des Vorstehers, sondern ureigener Dienst der versammelten Gemeinde. Sie übt dadurch ihren priesterlichen Dienst aus.
Gestalterisch kommt das dadurch zum Ausdruck, dass Menschen aus der Gemeinde das Fürbittgebet formulieren, dass Lektoren der Gemeinde die Anliegen vortragen, dass alle Versammelten jeweils mit einem Gebetsruf antworten und dass das Gebet evtl. von einem Platz in der Gemeinde aus in Gebetsrichtung zu Gott hin (Osten, Altar, Kreuz, Osterkerze) vorgetragen wird.
Wer Fürbitten für einen Gottesdienst vorbereitet, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt Fürbitten von den Versammelten frei formulieren oder man trägt vorformulierte Fürbitten vor.
Bei freien Fürbitten ist eine gute und aussagekräftige Einleitung mit Einladung wichtig. Etwa: „Wir wollen nun zu Gott beten und ihm die Sorgen und Nöte der Menschen anvertrauen, damit er sich ihnen besonders zuwende. Jeder und jede ist nun eingeladen, Anliegen oder Menschen, für die er oder sie beten möchte, zu nennen. Wir alle stimmen dann ins Gebet ein mit dem Ruf ‚Hilf, o Herr, wir bitten dich!’“
Beim Vor-Formulieren von Fürbitten ist es wichtig darauf zu achten, die Bitten wirklich „für“ andere oder „um“ etwas (das auch wirklich in Gottes Macht liegt) zu formulieren. Bei mehreren Fürbitten möglichst eine einheitliche Form (Satzbau) verwenden. Die Formulierungen sollen die hörende Gemeinde nicht informieren, sondern zum Beten einladen.
Iris Maria Blecker-Guczki, Trier / Redaktion