Das Wort „Gestaltung" kann zweierlei bedeuten: Es kann meinen, einer Sache eine Gestalt geben oder ihr ihre Gestalt geben. Ersteres ist ein höchst schöpferischer Prozess. Vorhanden ist lediglich eine Idee. Aus einer amorphen Masse wird dann etwas gebildet, das der Idee Gestalt gibt: eine Statue aus Stein, ein Bild aus Farben, ein Musikstück aus Klängen.
Diese Art Gestaltung ist in Bezug auf die sakramentale Liturgie allerdings nicht gemeint, denn hier gibt es bereits eine klare Gestaltungsvorgabe: den Stiftungsauftrag unseres Herrn Jesus Christus. Es gibt Brot und Wein, verbunden mit einem großen Lob- und Dankgebet. Es gibt das Wasser der Taufe, verbunden mit dem Wort des Taufauftrags Jesu. Diese Zeichen- und Worthandlungen sind bewahrt und über Jahrhunderte hinweg weitergegeben worden - wie eine Kathedrale, an der Generationen weitergebaut haben entsprechend ihrem Verständnis, immer aber getreu ihrer Grundgestalt: Ort der Versammlung zur Gottbegegnung. Nur eine Gestaltung, die einem „Gegenstand" seine Gestalt gibt, wird der Liturgie gerecht.
Dennoch: Liturgie ist nichts Statisches. Wie ein Musikstück braucht sie handelnde Personen, um Wirklichkeit zu werden. Genau das ist Gottesdienst-„Gestaltung": durch konkrete Handlungen, Gesten, Bewegungen, Farben, Gesänge, durch Sprache, Tonfall usw. einer liturgischen Feier die ihr und den Mitfeiernden angemessene Gestalt geben. Die Leitfrage dabei muss immer lauten: Wie kann das, worum es ursprünglich geht, am besten Gestalt gewinnen? Und zwar so, dass es die Feiernden verstehen und mit vollziehen können? Auch das ist ein sehr kreatives Geschehen.
Redaktion