Der Gründonnerstag ist der letzte Tag der Österlichen Bußzeit. Sein Abend wird bereits den Drei Österlichen Tagen zugerechnet. Der Wortbestandteil „Grün-" hat wahrscheinlich nichts mit der gleichnamigen Farbe zu tun, sondern leitet sich von dem mittelhochdeutschen Verb grînen = weinen ab. Denn in früheren Zeiten wurden an diesem Tag die öffentlichen Büßer, „Weinende" genannt, wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen.
Im Messbuch begegnen außerdem der Begriff Hoher Donnerstag, in manchen Regionen und in anderen Sprachen wird er dagegen Weißer (in Anlehnung an die zu verwendende liturgische Farbe) oder Heiliger Donnerstag genannt. Letzteres lässt sich darauf zurückführen, dass ihm als Gedächtnistag des Letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus ein hoher liturgischer Rang zukommt.
Ein alter und ausdrucksstarker Ritus innerhalb der „Messe vom Letzten Abendmahl" ist die Fußwaschung nach Joh 13,34 (vgl. Messbuch, S. [23]). Sie sollte nicht als biblisches Spiel missverstanden werden, sondern als Symbol dienender Liebe. Darum ist eine Zwölfzahl der Männer (in der Praxis sind vielerorts auch Frauen beteiligt) zu vermeiden. Ebenfalls charakteristisch für diesen Tag ist das Schweigen der Glocken (vielerorts auch der Orgel) nach dem Gloria bis zur Osternacht, welches als Ausdruck der Demut in Nachahmung der Erniedrigung des Herrn gedeutet werden kann. Zum ältesten Traditionsgut der Kirche gehört weiterhin, dass am Vormittag des Gründonnerstags in der jeweiligen Kathedralkirche im Rahmen der Chrisammesse die Heiligen Öle für die Diözese geweiht werden.
Manuel Uder