Am Sonntag in der Weihnachtsoktav, also innerhalb der acht Tage nach Weihnachten, feiert die Kirche das Fest der Heiligen Familie, die traditionell Jesus, Maria und Josef umfasst. Eine Terminbesonderheit gibt es nur, wenn sowohl Weihnachten als auch sein Oktavtag auf einen Sonntag fallen - dann wird das Fest am 30. Dezember gefeiert.
Auch wenn die biblische Familie Jesu im Zentrum steht und diese als eigenständiges Bildthema schon in der mittelalterlichen Kunst populär war, ist die Entstehung des Festes jüngeren Datums. Erst im 19. Jahrhundert nahm die Verehrung der Familie Jesu, von Kanada ausgehend und von Papst Leo XIII. gefördert, einen weltweiten Aufschwung. Man sah in der Familie aus Nazaret ein Vorbild für das als gefährdet verstandene christliche Familienleben. Und so durfte das Fest der Heiligen Familie ab 1893 von Diözesen und Ordensfamilien am 3. Sonntag nach Erscheinung des Herrn gefeiert werden, sofern sie hierfür einen Antrag stellten. 1920 wurde das Fest schließlich von Papst Benedikt XV. für die gesamte lateinische Kirche verbindlich eingeführt und auf den ersten Sonntag nach Epiphanie gelegt. Erst mit der Kalenderreform von 1969 erhielt es seinen heutigen Termin.
Die liturgischen Texte beten dafür, dass auch unsere Familien „in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben“ (Tagesgebet), dass Gott sie in seiner Gnade und seinem Frieden erhalte (Gabengebet) und dass „wir das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen“ (Schlussgebet). Die Stellung des Festes innerhalb der Weihnachtsoktav wird durch die Verwendung einer der drei Weihnachtspräfationen als Eröffnung des Hochgebetes deutlich.
Manuel Uder