Der alttestamentlich-hebräische Begriff ruach und seine griechische bzw. lateinische Übersetzung pneuma / spiritus meinen ein Wehen, Brausen und Hauchen in einem. Sie bezeichnen die erfahrbare Wirkung, die aus einer dem Menschen verborgen bleibenden Quelle stammt.
Auch der Atem im Sinne des Lebensatems und des Lebens selbst spielt in den Begriff hinein. Als Gott das Chaos der Urflut ordnet, ist sein Geist zugegen (Gen 1,2). Sein Geist macht den Menschen lebendig, wie der dritte Teil des Credo bekennt (GL 586,2), hält ihn am Leben und ist gleichbedeutend mit dem Leben selbst (Gen 1,7; Mk 15,37 und Parallelstellen; Joh 19,30).
Als dritte göttliche Person ist Gott Geist das Band zwischen Gott Vater und Gott Sohn, der zwischen ihnen vermittelt (Mk 1,10 und Parallelstellen). Deshalb betet die Kirche durch Christus im Heiligen Geist an den Vater. Das heißt, unter der Vermittlung des Geistes trägt der Sohn dem Vater unsere Gebete vor (Joh 14,13f).
Der Geist vermittelt als Beistand, den der Vater zugesagt hat (Joh 14,26), auch zwischen Gott und den Menschen. Er trieb die Apostel zur Verkündigung an (Apg 2), macht in der Taufe die Getauften zu Kindern Gottes und bestärkt sie in der Firmung, damit sie Gott bezeugen und an der Verwirklichung des Reiches Gottes mitwirken können. In der Eucharistiefeier wird der Geist herabgerufen (Epiklese), damit er die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi bewirke.
Christoph Neuert, Trier