Mit dem Wort „Herz“ bezeichnen wir oft das Innerste eines Menschen. So spitzt sich auch die Erzählung über Jesu Sterben zu in der Aussage, dass Jesu Seite mit einer Lanze durchbohrt wurde und Blut und Wasser herausflossen. In dieser Szene sah die Kirche schon früh den Ursprung der Sakramente. Aus dem, was Jesus, der Sohn Gottes, war, und aus seiner Hingabe bis in den Tod fließt uns die Gnade zu, durch die wir rein gewaschen werden.
Im Mittelalter entwickelte sich an diesem Bild eine eigene Frömmigkeit, die besonders durch die Jesuiten und im 17. Jahrhundert durch die Oratorianer P. Bérulle und Johannes Eudes gefördert wurde. Aufgrund von Visionen setzte sich Margarete Maria Alcoque für ein eigenes Herz-Jesu-Fest am Freitag nach der Fronleichnamsoktav und für die Pflege der Herz-Jesu-Freitage und der Heiligen Stunde ein. Rom verhielt sich dem gegenüber lange Zeit sehr reserviert, weil wir in der Liturgie Ereignisse der Heilsgeschichte feiern, aber nicht abstrakte Ideen. Darum verweist die römische Kirche bis heute Ideen-Feiern eher in den Bereich der Privatfrömmigkeit oder der Eigenkalender von Diözesen und Ordensgemeinschaften. (Eine moderne Form solcher Feiern sind die so genannten „Themensonntage“, die eine Gefahr sein können, dass das eigentliche liturgische Jahr überlagert wird.)
Das Herz-Jesu-Fest am 3. Freitag nach Pfingsten hat trotzdem Eingang in den Römischen Kalender gefunden und die „Heilige Stunde“ als Andacht am Donnerstagabend zum Gedächtnis des Ölbergleidens Jesu sowie der Herz-Jesu-Freitag sind bis heute in vielen Gemeinden lebendig.
Eduard Nagel