Der achte Tag nach Weihnachten fiel seit der Kalenderreform unter Julius Cäsar auf den römischen Jahresanfang. Der Verehrung des namensgebenden Gottes Ianus durch ausschweifende Feierlichkeiten stellte die römische Ortskirche, durch byzantinischen Brauch beeinflusst, ein Marienfest entgegen, den „Gedenktag der Gottesmutter“ (natale sanctae Mariae). Als im 7. Jahrhundert weitere Marienfeste aus dem Osten übernommen wurden, trat dieser Gedenktag zugunsten des Oktavtags von Weihnachten in den Hintergrund.
Das Fest circumcisio Domini (Beschneidung des Herrn, vgl. Lk 2,21), das bis zur Kalenderreform von 1960 am 1. Januar gefeiert wurde, übernahm die römische Kirche erst im Mittelalter und gab ihm den Zusatz „Oktavtag von Weihnachten“. Die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlassene „Grundordnung des römischen Kalenders“ (1969) ersetzte die circumcisio durch das „Hochfest der Gottesmutter Maria“ (Sollemnitas sanctae Dei Genetricis Mariae) mit dem Gedächtnis der Namensgebung Jesu (Nr. 35f).
Kritisiert wird am Messformular des Hochfestes, dass der Beginn des bürgerlichen Jahres keinen Widerhall in der Tagesliturgie findet, die doch auf das Leben der Menschen und ihren Alltag rekurrieren soll. Das deutschsprachige Messbuch hat daher Einschübe in Klammern, die den Jahresbeginn zumindest erwähnen. In seinem Anhang gibt es zudem eine Votivmesse „Zum Jahresbeginn“, die jedoch „nicht am 1. Januar (...) genommen werden“ kann.
Christoph Neuert, Trier