„Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist. … Die Juden sind nach dem Zeugnis der Apostel immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gandengaben und seine Berufung unwiderruflich …" So hat das Zweite Vatikanische Konzil das Verhältnis der Kirche zum Judentum beschrieben (Erklärung Nostra aetate, Art. 4).
Das war eine neue Sicht - galten doch bis dahin „die Juden" als das Volk, das Jesus gekreuzigt hatte. Das kam besonders in der Karfreitagsliturgie zum Ausdruck. Zwar waren bereits im Missale von 1962 in der Karfreitagsfürbitte „für die Bekehrung der Juden" die seit dem Mittelalter an dieser Stelle vorgesehenen Worte „treulos (perfidus)" und „Unglaube (perfidia)" getilgt worden, doch war immer noch von „Verblendung (obcaecatio)" die Rede und dass das Volk „in Finsternis (tenebrae)" wandle.
Demgegenüber knüpft im Messbuch von 1975 die betreffende Fürbitte positiv an den Bund Gottes mit seinem Volk an: „Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund …" - Nunmehr wurde auch für den außerordentlichen Ritus, der nach dem Missale von 1962 gefeiert wird, die Bitte korrigiert. Dort heißt es nun: „… für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen. … Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird."
Eduard Nagel