Der Begriff „Karwoche" stammt vom althochdeutschen Wort „kara" ab, welches mit „Trauer, Klage, Sorge" zu übersetzen ist. Er betont daher nur einen Pol des Ostergeheimnisses, klammert die Auferstehung Christi aus. Die Verwendung dieses Begriffs erklärt sich aus der Geschichte des Kirchenjahres: In der Römischen Liturgie der Alten Kirche widmete man die letzten Tage vor Ostern, beginnend mit Palmsonntag, in besonderer Weise dem Leiden und Sterben Jesu. So wurde schon im 3. Jahrhundert das Trauerfasten des Karfreitags auf die vorangegangenen Tage ausgeweitet. Das Mittelalter, welches eine besondere Vorliebe für die Passion des Herrn hegte, stellte sogar die vorausgehende Woche unter den Passionsgedanken und verband sie mit der Karwoche zu einer eigenen Passionszeit. Der fünfte Fastensonntag galt seitdem als „Passionssonntag".
Bis zur Neuordnung des liturgischen Kalenders im Jahr 1969 wurde der Begriff „Karwoche" ganz selbstverständlich gebraucht. Heute steht er im Messbuch nur noch an zweiter Stelle, ergänzend zur Bezeichnung „Heilige Woche". Die liturgischen Texte und Gesänge dieser Tage konzentrieren sich zwar weiterhin auf das Leiden Jesu, behalten aber immer die Auferstehung mit im Blick. In den Gottesdienstordnungen der evangelischen Kirchen sind die Tage von Palmsonntag bis Ostern weiterhin hauptsächlich durch das Leidensgedächtnis geprägt, wodurch sich dort der Begriff „Karwoche" bis heute als bevorzugte Bezeichnung erhalten hat.
Manuel Uder